Die Bereitschaftspolizei sperrt während einer Operation zur Evakuierung eine Straße mit Bussen. Migranten zelten auf der Straße, die von Moria nach Mytilene führt.
Es sind erschütternde Bilder, die zur besten Sendezeit aus dem Flüchtlingslager Moria gezeigt werden. Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben 15 Minuten Sendezeit gegen ihren Arbeitgeber Prosieben gewonnen. Darin dürfen die beiden zeigen, was sie wollen, der Sender hat keinen Einfluss darauf. Bereits vor einigen Monaten haben Joko und Klaas für Aufsehen gesorgt, als sie Übergriffe auf Frauen thematisiert haben.
Nun haben sie sich mit dem Kurzfilm „A Short Story Of Moria" dem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos gewidmet. Vor wenigen Tagen sind große Teile des Lagers abgebrannt. Die griechischen Behörden gehen davon aus, dass das seit Jahren heillos überfüllte Flüchtlingslager von Migranten angezündet worden war. Zuvor war die Situation dort eskaliert, nachdem mehrere Asylbewerber positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Mittlerweile wurden fünf mutmaßliche Brandstifter verhaftet. Die Zustände auf der Insel sind erschütternd. Auch Klaas Heufer-Umlauf warnte, die Bilder seien „am Rande des Erträglichen, wenn man es sich nur anschauen muss" und „nicht für Kinder geeignet".
Milad Ebrahimi schildert die Bedingungen im Flüchtlingslager Moria.
Winterscheidt und Heufer-Umlauf lassen in dem Beitrag den 21-jährigen Milad Ebrahimi seine Geschichte erzählen. Er ist gebürtiger Afghane und sitzt seit neun Monaten im Camp fest. Es sei bereits sein dritter Versuch gewesen, nach Europa zu kommen, berichtet er. Handyvideos zeigten das rücksichtslose Verhalten der griechischen Küstenwache, die bei den ersten zwei Anläufen der Flüchtlinge, Griechenland zu erreichen, unter anderem den Motor zerstörten, das Boot aufs offene Meer zurückzogen und die Menschen auf dem völlig überfüllten Schlauchboot ihrem Schicksal überließen - bis sie die türkische Küstenwache nach Stunden ohne Essen und Trinken zurück aufs türkische Festland brachte. Als die Reise nach Griechenland dann doch glückte, war er entsetzt über die Zustände in Moria. Mittlerweile bezeichnet Ebrahimi seine Reise nach Europa als „größten Fehler seines Lebens".
Seit dem Brand sind die Zustände noch schlimmer. Knapp 13.000 Menschen sind obdachlos geworden, Teile von ihnen wurden in einem neuen Camp untergebracht. Weitere protestieren, die griechische Polizei geht mit Tränengas gegen sie vor. Menschen, darunter viele Kinder, tragen Verletzungen davon. All das erzählt Ebrahimi, seine Schilderungen werden durch Handyvideos belegt.
Ebrahimis Resümee am Ende des Kurzfilms: „Wir haben erwartet, dass es in Europa Frieden und Gerechtigkeit gibt. Dass Menschen sich gegenseitig respektieren und Menschenrechte besitzen." Für all das habe er beschlossen nach Europa zu gehen. Doch: „Ist das wirklich Europa?", fragt der 21-Jährige in die Kamera. Auch Winterscheidt ergänzt: „Wir wissen, dass es keine einfache Lösung gibt, aber wir wollen auf die Zustände aufmerksam machen."
Bundesregierung will Menschen aufnehmenMittlerweile haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärt, rund 1500 weitere Migranten von den griechischen Inseln in Deutschland aufnehmen zu wollen. Dabei handelt es sich um rund 400 Familien mit Kindern, die in Griechenland bereits als schutzbedürftig anerkannt wurden. Nur ein Teil von ihnen lebte zuletzt in dem Flüchtlingslager Moria.
Auch Niedersachsen und Bremen zeigten sich bereit zur Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Lager - und würden sogar mehr Menschen aufnehmen als von der Bundesregierung vereinbart. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte zum Vorstoß zur Aufnahme von rund 1500 weiteren Flüchtlingen: „Das ist eine vernünftige, überfällige Entscheidung, die in die richtige Richtung geht."
Deutschland nimmt 408 Familien auf