Dieses Jahr feiert das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main - übrigens das erste seiner Art - sein 30-jähriges Bestehen. Die Ausstellung „Mission: Postmodern - Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM" blickt auf die Anfangsjahre des Hauses zurück und würdigt dabei vor allem seinen Gründungsdirektor Heinrich Klotz. Im Interview spricht Kurator Oliver Elser über Wunderkammern, Klotz' Faible für unbequeme Stühle und die ungebrochene Aktualität der Postmoderne.
AD: Wie hat Heinrich Klotz „sein" DAM geprägt - was ist heute übrig vom Geiste Klotz'?Oliver Elser: Klotz fing bei null an. Es war seine Idee, in Frankfurt ein Architekturmuseum zu gründen - das erste seiner Art in Deutschland und weltweit die erste Architektursammlung, für die extra ein eigenes, neues Gebäude geschaffen wurde. Als erstes Werk für die Sammlung kaufte er eine riesige Entwurfszeichnung von Christo für den verhüllten Reichstag. Das war damals, 1979, noch Zukunftsmusik. Klotz blieb bis 1989 Direktor - nahezu alle Schätze unserer Sammlung verdanken wir ihm.
Erstmalig werden nun auch Tonbandaufnahmen von Klotz veröffentlicht. Was ist darauf zu hören?
Seine Interviews mit Architekten wie Aldo Rossi und Charles Moore. Beides sind wichtige Entwerfer der Postmoderne. In der Ausstellung trifft man außerdem auch immer wieder auf Zitate aus den Klotz-Aufzeichnungen. Zum Beispiel zu den legendär unbequemen Möbeln, die Oswald Mathias Ungers für das DAM entworfen hat: „… sah die ersten Modelle der Stühle. Wenn sie auch nicht besonders bequem sein werden, so sind sie doch sehr schön.“ Klotz wusste ganz genau, was auf ihn zukam!
Klotz hatte neben Rossi und Moore auch Kontakte zu vielen weiteren Architekten wie Frank Gehry, Rem Koolhaas oder Richard Meier. Wie kam es zu diesen Beziehungen?
Als junger Kunsthistoriker traf Klotz ab 1969 in den USA auf eine junge Architektengeneration, die man später der „Postmoderne“ zurechnete. Er war wahnsinnig neugierig, arbeitete eher wie ein Journalist und führte unzählige Interviews. So entstanden exzellente Kontakte und zum Teil auch tiefe Freundschaften. In der Ausstellung zeigen wir Werke, die Klotz zum Teil angekauft hat, zum Teil aber auch zum Dank geschenkt bekam –Arbeiten von Zaha Hadid, Peter Eisenman, Robert Venturi, Coop Himmelb(l)au, aber auch von Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Frank Lloyd Wright.
Was erwartet einen in der geheimnisvollen „Wunderkammer" aus dem Ausstellungtitel?
Das Prinzip der Wunderkammer geht auf die frühen Kunstsammlungen seit dem 15. und 16. Jahrhundert zurück. Kunstwerke, Naturfunde, Instrumente, Kunsthandwerk und vieles andere waren noch nicht in unterschiedlichen Institutionen untergebracht, sondern wurden in ein allumfassendes Ordnungssystem integriert: die ganze Welt, symbolisch in einem Raum dargestellt. Hier in der DAM-Wunderkammer ist es die Welt der Architektur, aufgefächert nach den Sammlungsstücken, mit denen Heinrich Klotz den Grundstein der DAM-Sammlung legte.
Was können Besucher sonst noch sehen?
Es gibt einen Nachbau des Direktorenzimmers mit Ungers’ herrlich unpraktischen Originalmöbeln. Dann einen Rückblick auf die frühen Ausstellungen, da hängt auch das große Gemälde von Martin Kippenberger. Im ersten Stockwerk zeigen wir große Projektionen der Dias, die Klotz fotografiert hat – insgesamt etwa 500 von 10000 selbstgeschossenen Fotos.
Klotz war ein leidenschaftlicher Anhänger der Postmoderne. Bezieht sich „Mission: Postmodern" nur auf ihn oder ist die die Ausstellung auch als Plädoyer für die Postmoderne an sich gedacht?
Ich denke, man kann hier sehr gut sehen, dass die Postmoderne wieder neu zu entdecken ist. Daher funktioniert die Ausstellung auch komplett unabhängig von Heinrich Klotz. Ich glaube, er selbst wäre ziemlich begeistert, wenn er sähe, wie sehr wir sein Museum im Sinne der „Mission: Postmodern“ verwandelt haben!
Mission: Postmodern - Heinrich Kloz und die Wunderkammer DAM Bis 19.10.2014 Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main dam-online.de
Original