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Wegen Corona: Schlittenhunde in Norwegen müssen sterben

So wie auf diesem Bild ist es in Norwegen nicht mehr. Die Corona-Pandemie verhindert den TourismusFoto: Imago

Mit Schlittenhunden durch die verschneite Landschaft Nordskandinaviens ziehen und dabei das Nordlicht genießen? Ein Traum, der in diesem Corona-Winter leider nicht zu erfüllen ist. Denn Urlaubsreisen in den hohen Norden sind im Moment so gut wie unmöglich. Deshalb müssen nun immer öfter Schlittenhunde ihr Leben lassen. Ihren Besitzern fehlt das Geld für Futter und Training. „Ich weiß, dass sie ihre Hunde erschießen"

Tommy Theodorsen gehört der Familienbetrieb „Kvaløya Husky". Er sagte zur norwegischen Wirtschaftszeitung E24: „Kein Betrieb kann ein ganzes Jahr ohne Einnahmen überleben. Die brutale Realität ist die, dass viele Hunde getötet werden müssen. Ich habe einige Kollegen, die sehr verzweifelt sind. Ich weiß, dass die Leute ihre Hunde erschießen."

Theodorsen leitet den Schlittenhund-Club in Tromsö (Norwegen). Er kennt viele Schlittenhundbesitzer, die davon leben, dass sie Touristen Touren anbieten. „Seit März hatten wir keinen einzigen Kunden mehr. Damals stoppte alles. Normalerweise würde jetzt die Hochsaison beginnen. Es ist ja ein Saisonbetrieb. Aber man hat das ganze Jahr über Ausgaben für die Hunde. Man muss jeden Tag mit ihnen trainieren, man muss sie füttern. Es ist ein 12-Stunden-Job."

Tommy Theodorsen besitzt nur einen kleinen Betrieb mit 40 Hunden. „Wir werden keine Hunde töten. Bei 40 Hunden kann man es schaffen. Aber viele Betriebe haben wesentlich mehr Hunde, da geht es dann nicht mehr ohne Einnahmen."

Alaska-Huskys als Sofa-Hund? Schwierig!

Viele Hundefreunde wollen helfen und die bedrohten Huskys bei sich aufnehmen. Die verzweifelten Schlittenhund-Besitzer versuchen auch, Lösungen zu finden, damit die Hunde die Corona-Krise heil überstehen und ein gutes Leben bekommen.

▶︎ Allerdings ist das gar nicht so einfach. „Manchmal klappt es einfach nicht. Diese Hunde sind an das Leben im Rudel und an viel Training gewöhnt. Alaska-Huskys sind außerdem Hunde, die draußen leben wollen, in der freien Natur. Sie sind furchtbar lieb, aber man muss wissen, wie diese Hunde ticken. Wir haben einmal einen Hund ins Haus geholt, der verschwand durchs Fenster. Sie wollen zu ihrem Rudel und hinaus ins Freie."

Deshalb geht er jetzt mit seinem Feierabend-Bier immer nach draußen und setzt sich zu seinen Hunden. Dann legen sie sich zu ihm. „Das gefällt ihnen. Sie lieben ihr Rudel."

Seine Frau Arvola Theodorsen fügt hinzu: „Es besteht die Gefahr, dass ein Husky bei seiner neuen Familie zu einem großen Problem und zur Belastung wird. Daran denken natürlich die Schlittenhundbesitzer auch."

Er und seine Kollegen in Norwegen hoffen nun auf schnelle staatliche Zuschüsse und Hilfen. In Norwegen sollen die Gelder erst im Januar ausgezahlt werden - für viele Betriebe wäre das leider zu spät. „Ich kenne drei Betriebe, die in Kürze ihre Hunde töten müssen. Es ist ihnen peinlich, man spricht ungern darüber. Deshalb ist es wichtig, auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Staat muss klar sagen, wann das Geld kommt und dass man bis zum Ende der Pandemie mit Unterstützung rechnen kann."

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