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Norwegen wird schwimmende Brücken und schwebende Tunnel bauen

So wird der schwebende Tunnel aussehenFoto: NPRA Baezeni and ViaNova

Oslo - Die Europastraße E39 ist eine der schönsten Straßen Skandinaviens. Sie führt von Kristiansand, der südlichsten Stadt Norwegens, über zahlreiche Fjorde, entlang Flüssen und Seen, Wasserfällen und Bergen bis hinauf in den mittleren Norden zur Stadt Trondheim. Die Straße ist insgesamt 1100 Kilometer lang. Allerdings dauert die Fahrt immer mehrere Tage, da man viele der Fjorde nur per Fähre überqueren kann. Das wird Norwegen nun ändern. Die Regierung hat 2018 den Ausbau der E39 beschlossen und damit ein gigantisches Bauprojekt genehmigt. An einigen wichtigen Knotenpunkten wie in den Städten Stavanger und Bergen wird bereits gebaut. Der Plan: In Zukunft werden alle Fjorde über- oder unterquert. Es wird keine Fähren mehr geben! Die 1100 Kilometer sollen zu einer durchgehenden Strecke werden. Das Bauprojekt erhielt deshalb den Namen „Fährenfreie E39".

Das ist die Strecke, auf der die Brücken und Tunnel entstehen werdenFoto: Statens vegvesen

▶︎ Einige der Fjorde sind allerdings viel zu tief oder zu steil für einen normalen Brücken- oder Tunnelbau. Der Sogneford ist beispielsweise fast 1300 Meter tief! Deshalb will Norwegen als erstes Land der Welt nicht nur schwimmende Brücken bauen sondern auch schwebende Tunnel konstruieren, die wie lange Betonröhren an schwimmenden Trägern hängen. Kaum vorstellbar, dass mehrspurige Straßen und Autos gefahrenfrei durch diese Unterwasseröhren fahren können. Was passiert beispielsweise bei Sturm? Werden die Tunnel und Brücken dann nicht so geschüttelt und hin und her getrieben, dass jede Über- oder Unterquerung gefährlich wäre?

Einige der Tunnel sind auch an Kabeln vom Meeresgrund ausgehend befestigt. Sie hängen also nicht nur, sie sind auch von unten her stabilisiertFoto: SFTB-Snohetta

Ingenieurin Kjersti Kvalheim Dunham ist die Projektleiterin des Projekts „Fährenfreie E39". Sie sagt zu BILD: „Die Tunnel liegen 30 Meter unter der Wasseroberfläche. Wind und Wellen haben hier kaum noch Einfluss. Eine große Herausforderung ist allerdings der Sulafjord, da es hier vom Atlantik her sehr kräftige Winde gibt. An allen Fjorden arbeiten wir deshalb mit ausführlichen Messarbeiten. Insgesamt sind 50 Forscher an dem Projekt beteiligt." So werden die Brücken gebaut

Eine der leitenden Forscherinnen ist die Chef-Ingenieurin Arianna Minoretti. Sie ist optimistisch und erklärt gegenüber BILD: „Für den Bjørnafjord konnten wir beispielsweise eine Verbindung entwickeln, die selbst bei einem Jahrhundertsturm immer offen sein wird. Dies ist vor allem auf das Untertauchen der Struktur zurückzuführen. Das ist ein natürlicher Weg, um die Umweltbelastung zu reduzieren." Bereits 2025 sollen 33 Prozent des Projekts fertig sein. Laut Kjersti Kvalheim Dunheim wird die gesamte Strecke bis 2050 völlig ausgebaut sein. Der Staat hat dafür bisher rund 35 Milliarden Euro bewilligt.

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