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Bis 2022: Dänen schaffen TV-Gebühren ab

Aktuell beträgt die Rundfunkgebühr in Dänemark 335 Euro pro Jahr - bis 2022 fällt sie komplett wegFoto: picture alliance / ASSOCIATED PR

In Deutschland wird seit Jahren über den Sinn oder Unsinn des Rundfunkbeitrags diskutiert - Dänemark schafft jetzt Schritt für Schritt die Zwangsgebühr für öffentlich-rechtlichen Journalismus ab!

Damit verbunden sind riesige Sparmaßnahmen bei den TV- und Rundfunkanstalten. Beim Sender DR traten am Mittwoch immer wieder Mitarbeiter aus dem Rundfunkgebäude in Kopenhagen, rauchten eine Zigarette, diskutierten, schimpften oder blickten angespannt in die Ferne. Heimgehen konnte keiner der Gefeuerten, denn im Laufe des Tages wurden sie zur Chefetage gerufen, um die Einzelheiten ihrer Kündigung erfahren.

Die dänische konservative Regierung hatte im Juni das Wahlversprechen der rechtspopulistischen dänischen Volkspartei eingelöst und wird die Rundfunkgebühren bis 2022 Schritt für Schritt abschaffen. Die Minderheitsregierung ist vom Wohlwollen der dänischen Volkspartei abhängig und deshalb auf den Handel eingegangen.

Bislang beträgt die Rundfunkgebühr in Dänemark 335 Euro pro Jahr. Der dänische Rundfunk DR mit all seinen TV- und Radiostationen und ca. 3300 Mitarbeitern erhielt pro Jahr über die Gebühren rund 440 Millionen Euro. Das wird sich nun ändern.

Gebührenfreie Zukunft

Die Sender-Finanzierung läuft in Zukunft über den Staatshaushalt und direkt über die Steuereinnahmen. DR bekommt in Zukunft 20 Prozent weniger, sechs Kanäle werden ganz aus dem Programm gestrichen.

Gleichzeitig bekommt Dänemark zwei neue Kulturkanäle, die sich auf klassische Musik und Theater konzentrieren sollen. Damit nicht nur gespart wird, gibt es in Zukunft extra Gelder für Kultur und für dänische Film- und TV-Produktionen. Mehr Geld geht auch an die zahlreichen lokalen und regionalen Sender.

Internationale Sportereignisse wie die Fußball-WM oder die Tour de France laufen in Zukunft nicht mehr automatisch in den Öffentlich-Rechtlichen und werden nur dann gezeigt, wenn genug Geld dafür da ist. Ansonsten bleiben diese Ereignisse den Privatsendern überlassen.

Ein wichtiger Rundfunksender wird von Kopenhagen aufs Land verlegt: Radio24syv.

DR kann außerdem in Zukunft für einzelne TV-Produktionen Extra-Geld erhalten - muss jedoch jedesmal einen Antrag stellen. Im neuen Mediengesetz steht dazu, dass die Parteien im Parlament der Bewilligung zustimmen müssen. Kein Wunder also, dass viele Dänen nun befürchten, dass die Rechtspopulisten in Zukunft sehr genau bestimmen, was im TV und Rundfunk gesendet werden kann und was nicht. Denn ohne diese Partei gibt es zurzeit im dänischen Parlament keine Mehrheit.

Traurige Journalisten mit Galgenhumor

Einige Journalisten zeigten in der angespannten Situation, in der sie um ihre Zukunft bangten, Galgenhumor. So twitterte die Journalistin Dorte Krogsgaard: „Ab 8 Uhr sollen alle DR-Mitarbeiter am Telefon sitzen, für den Fall, dass der Chef anruft und sie kündigt. Ich mach mein Programm P1-Morgen weiter. Man kann doch wohl nicht gekündigt werden, wenn man gerade sendet?"

Rundfunkmoderator Rasmus Mark Pedersen schrieb auf Facebook: „MIR WURDE GEKÜNDIGT! Als das Telefon klingelte, wusste ich, was es bedeutet. Mein Name steht auf der langen Liste. Auf der anderen Seite können sich die dänischen Medien darüber freuen, dass ein junger und trotzdem erfahrener Journalist nun neue Herausforderungen sucht ... Schreib oder ruf an, heute könnt ihr mich sogar kennenlernen, wenn ich betrunken bin."

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