Er war ihre große Liebe: Königin Margrethe und Prinz Henrik waren 50 Jahre lang glücklich verheiratet. Er nannte sie Daisy (Gänseblume) - der Grund für viele Schmuckstücke in diesem Blumen-Design, wie hier bei ihren OhrsteckernFoto: dpa Picture-Alliance
Kopenhagen - Die Szene spielte sich am Rande und fast unbemerkt ab, aber sie sagte vieles über diese royale Ehe aus: Königin Margrethe und Prinz Henrik hatten zu einer lockeren Presserunde auf Schloss Amalienborg geladen. Es war Anfang der noch fröhlichen 1990er-Jahre, man servierte Sherry, Marzipankonfekt und Zigaretten.
Alle nippten an ihren Gläsern, viele rauchten und die beiden Dackel kläfften fröhlich. Königin Margrethe beugte sich hinunter und gab ihrem Dackel eine Praline. Henrik nahm kurzerhand den Hund und trug ihn hinaus. Dabei warf er seiner „Daisy", wie er sie immer nannte, einen wütenden Blick zu. Ich werde diesen verärgerten Blick nie vergessen - aber auch nie, wie fröhlich sie über seine Irritation lachte, und wie nett er zwinkernd sofort zurücklächelte. Diese beiden waren glücklich! Es war nicht zu übersehen.
Am 13. Februar ist er am späten Abend im Alter von 83 Jahren in Kopenhagen verstorben. Königin Margrethe und seine beiden Söhne waren bei ihm.
Ein Schöngeist prägt den Hof Prinz Henrik war ein dichtender und Klavier spielender Schöngeist, ein anspruchsvoller Gourmet und ein passionierter Bildhauer. Die künstlerisch begabte und damals extrem schüchterne Margrethe verliebte sich 1965 bei einem Dinner in London Hals über Kopf in den gut aussehenden und hochbegabten Franzosen. „Er sah so wahnsinnig gut aus", berichtete sie später. Und: „Er verstand mich und hörte zu."Die ersten fünf Jahre seines Lebens hatte Henrik im damaligen Indochina verbracht, wo seine Eltern Grundstücke besaßen und ein Unternehmen geerbt hatten. Später ging er in Frankreich zur Schule, machte aber trotzdem 1952 sein Abitur in Hanoi (Vietnam).
Henrik studierte Jura an der Sorbonne in Paris, vertiefte seine Kenntnisse in Vietnamesisch und Mandarin und wurde schließlich Diplomat an der französischen Botschaft in London. Wenn er Margrethe nicht kennengelernt hätte - vielleicht wäre aus ihm ein hochangesehener und wichtiger Mann im französischen Außenministerium geworden. Vielleicht sogar mehr. Der Grundstein dafür war jedenfalls gelegt. Das Paar zelebrierte sein Familienglück, hatte dafür aber nur wenige Jahre Zeit. Bereits 1972 starb König Frederik, und die damals erst 32-jährige Margrethe wurde Königin. Für Henrik begann die Suche nach seiner eigentlichen Rolle. Diese Suche schien ihm bis zum Ende schwergefallen und vielleicht sogar ergebnislos gewesen zu sein. Immer wieder deutete er an, dass er mit dem Titel „Prinz" nicht zufrieden war. Um die Jahrtausendwende ernannte ihn die Königin schließlich offiziell zum Prinzgemahl. Damit war er aber auch nicht glücklich, und er machte seinen Unmut immer häufiger und intensiver Luft. Vielleicht waren seine verärgerten Äußerungen aber auch die Vorboten seiner späteren Demenzerkrankung.Die Dänen waren in den ersten Jahren absolut begeistert von Margrethes Wahl. Okay, er kam nicht aus dem Hochadel, er war „nur" ein französischer Graf mit dem für Dänen fast unaussprechlichen Namen Henri Marie Jean André de Laborde de Monpezat - aber immerhin. Die Hochzeit fand am 10. Juni 1967 in Kopenhagen statt. Aus Graf Henri wurde Prinz Henrik, und schon kurz darauf kamen in schneller Reihenfolge die Söhne Frederik und Joachim zur Welt.
2017 teilte er sogar mit, dass er nicht länger an der Seite von Margrethe beigesetzt werden möchte. Und das, obwohl ein kostspieliges Grabmal bereits seit Jahren bei dem dänischen Künstler Bjørn Nørgaard im Auftrag war! Die Dänen ihrerseits machten es ihrem Prinz Henrik jedoch auch nicht einfach. Obwohl er jahrelang einer der fleißigsten Mitglieder des Königshauses war und Dänemark weltweit diplomatisch gekonnt und intensiv vertrat, machte man sich lieber über seine bunten Seidensocken und über seinen französischen Akzent lustig, als seine Arbeit zu respektieren. Schwierige Suche nach der eigenen Rolle Die Dänen respektierten ihn hauptsächlich aufgrund einer wichtigen Tatsache: Königin Margrethe blühte an seiner Seite regelrecht auf. Wenn sie ihn sah, erstrahlten ihre Augen - so war es von Anfang an und bis zuletzt. Davon zeugte auch die private Zusammenarbeit der beiden - fernab aller offiziellen Rollen. Unter dem Pseudonym H.M. Vejerbjerg übersetzten sie beispielsweise gemeinsam ein Buch von Simone de Beauvoirs. Er war der erste, der „Daisys" Gemälde sehen durfte, und sie war die erste, der er seine Gedichte vorlas. Aber auch das konnte das Unvermeidliche am Ende nicht mehr aufhalten.In dem 2010 erschienen Portraitbuch „Enegaenger" („Einzelgänger") sagte Henrik jedenfalls: „Mein Vater hatte Recht. Er sagte damals: ‚Kannst du dich wirklich drei Schritte hinter deiner Frau sehen?' Ich geh zwar nicht immer hinter meiner Frau, und meine Frau hält mich nicht unten. Aber in den Augen des Volkes sollte ich es tun. Grob gesagt wirkt es so, als sei ich es nicht wert, an der Seite meiner Frau zu sein."
Die Dänen liebten ihn - vielleicht ...Als dann auch noch klar war, dass er die Söhne mit französischer Strenge statt mit dänischer Lässigkeit erzogen hatte, verlor er zeitweise völlig die Gunst seiner neuen Landsleute. Erst in den letzten Monaten seines Lebens waren die Töne wieder versöhnlicher.
Die letzten Jahre waren für das royale Paar nicht einfach. Bereits bei ihrer Neujahrsrede 2015 erklärte die Königin, dass sich ihr Mann von allen offiziellen Pflichten zurückziehen wird. Er war - das konnte niemand übersehen - ein kranker Mann. Seiner Gesundheit zuliebe verbrachte er nun die kalten Monate im Süden.
Dänemark hat seinen Prinzen verloren, die Königin ihren Gatten und die Familie ihren Vater, Großvater, Bruder und Onkel. Wie er wirklich war, hat Gräfin Alexandra, die frühere Gattin von Prinz Joachim, mit einem Satz zusammengefasst: „Er war ein fröhlicher Mann von Welt".