Stockholm - Der Tod der jungen schwedischen Journalistin Kim Wall († 30) auf dem U-Boot Nautilus ist noch immer ein Rätsel. Was hat U-Boot-Erbauer Peter Madsen der jungen Frau in den Tiefen der Ostsee bloß angetan? Madsen behauptet, es sei ein tragischer Unfall gewesen - doch vieles spricht für einen skrupellosen Mord.
Die Familie von Kim Wall kann das schreckliche Geschehen noch immer kaum fassen. Doch der Tod der jungen Journalistin soll nicht bedeuten, dass Kim Wall vergessen wird - im Gegenteil.
Ihre Eltern Ingrid und Joachim sowie ihr Bruder Tom haben nun auf YouTube ein Video veröffentlicht. Darin berichten sie über Kims Kindheit in Südschweden, ihre Ausbildung in den USA, ihre Arbeit, ihre Hoffnungen, Talente und Träume.
Zu sehen sind bewegende Szenen aus ihrem viel zu kurzen Leben: Wie sie als junges Mädchen mit ihren Eltern die Welt bereist. Reisen, „die ihr Appetit machten auf ihren späteren Beruf", wie ihre Mutter sagt.
Kim Wall mit Tüftler Peter Madsen auf dessen selbstgebautem U-Boot. Kurz darauf kam es auf dem Grund der Ostsee zu einem blutigen DramaFoto: AFP/Getty Images
Man sieht Kim Wall auf Entdeckungstour, mit Freunden rund um den Globus. Oft macht sie das Victory-Zeichen, Ausdruck ihres optimistischen Lebensgefühls.
Zu sehen sind auch Stationen ihrer Ausbildung: Kim Wall bei der Entgegennahme von Abschluss-Zeugnissen in Paris, London und New York. Und Aufnahmen, die sie bei Recherchen in vom Klimawandel bedrohten Regionen der Erde zeigen. Als engagierte Journalistin, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, die großen und kleinen Menschheitsprobleme der ganzen Welt vor Augen zu führen. „Sie war glücklich", erzählt ihr Vater. „Die Zukunft war strahlend. Es gab keine dunklen Wolken."
10. August 2017: Peter und Madsen und Kim Wall fahren mit dem U-Boot von Kopenhagen hinaus in die Köge-Bucht, es gibt zahlreiche Augenzeugen. Einige Stunden später meldet Kim Walls Freund die junge Frau als vermisst
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Besonders tragisch: Kurz vor ihrem Verschwinden versammelte sich die ganze Familie vor ihrem Haus in Schweden für das Familienfoto, ein alljährliches Ritual. Die Familie machte dieses Foto seit Kims frühester Kindheit. Immer an der gleichen Stelle, immer mit den gleichen Personen. „Alle diese Fotos hängen an einer Wand vor dem früheren Kinderzimmer von Kim. Es gibt noch Platz für viele weitere Fotos. Aber es wird keine mehr geben. Kim wird nicht zurückkehren."
Die Familie ist fest entschlossen, den Geist ihrer so tragisch ums Leben gekommenen Tochter und Schwester weiterleben zu lassen. Deshalb hat sie eine Stiftung gegründet, die Kim Walls Namen trägt.
Einen Lebenssinn über den Tod hinausMithilfe dieser Stiftung sollen in Zukunft Reporterinnen bei außergewöhnlichen Reportagen unterstützt werden. „Wir wollen ihr Erbe ehren. Kim wollte, dass Frauen mitmischen. Und wir möchten dazu beitragen, dass diese Vision weiterlebt."
Peter Madsen (46, hier auf seinem U-Boot Nautilus) steht unter Mordverdacht, sitzt in UntersuchungshaftFoto: picture alliance / Scanpix Denma
Für die Stiftung sollten 100 000 Dollar gesammelt werden. Am Sonntag - knapp vier Wochen nach Beginn der Kampagne - hatte man bereits fast 97 000 Dollar zusammengetragen.
Damit würde zumindest eine Hoffnung wahr: Journalistinnen könnten weltweit ganz im Sinne von Kim Wall heikle und schwierige Themen aufgreifen. Auch dank dieser wundervollen Initiative bleibt Kim Wall unvergessen und ihr Leben bekommt über den Tod hinaus einen Sinn. PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!