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Exosolare Bäume: Sie können Leben auf Exoplaneten verraten - WELT

So stellen sich Künstler die mögliche Vegtation auf Exoplaneten vor Quelle: NASA

Wissenschaftler haben bereits mehr als 5000 extrasolare Planeten entdeckt. Es ist eine offene Frage, ob es auf irgendeinem dieser Exoplaneten Leben gibt. Jetzt gibt es den Vorschlag, auf diesen fernen Himmelskörper nach Bäumen Ausschau zu halten.

Fast wöchentlich entdecken Astronomen neue Exoplaneten - Welten außerhalb unseres Sonnensystems, die einen Stern umrunden. Leben wurde bislang noch auf keinem dieser Himmelskörper nachgewiesen - keine Einzeller und schon gar keine intelligente Lebensform.

Entscheidend für den Nachweis von Leben sei jedoch weniger dessen intellektuelle als vielmehr seine physische Größe, argumentiert ein britisch-amerikanisches Astronomenteam. So sollten sich außerirdische Bäume beispielsweise von der Erde aus nachweisen lassen.

Die Grundüberlegung ist simpel: Jeder Stern wirft Licht auf die Oberfläche der ihn umrundenden Planeten. Wo Licht ist, da ist bekanntlich auch Schatten. Und der ist dunkel. Genau solche Helligkeitsveränderungen auf einem Planeten sollten sich nachweisen lassen - so die Idee.

„Stellen Sie sich vor, Sie gehen an einem wolkenlosen Tag zur Mittagszeit nach draußen", so Chris Doughty von der Schule für Informatik, Computerwissenschaften und Cybersysteme an der Northern Arizona University. „Ist die Sonne genau über ihnen, im Zenit, und blicken Sie nach unten, sehen Sie praktisch keinen Schatten. Je tiefer die Sonne jedoch in den folgenden Stunden sinkt, desto länger werden Ihre Schatten, und es wird immer dunkler."

Licht-Einfallswinkel und Schattenlänge

Was für Menschen gilt, gilt auch für Bäume - egal ob auf der Erde oder auf einem anderen Planeten. Steht die Sonne über einem Baum, sind seine Schatten klein und kaum messbar. Morgens und nachmittags jedoch werfen Bäume lange Schatten, länger als die menschlichen.

„Diese Idee können wir auf einen ganzen Planeten übertragen", erklärt Doughty, „je nach seiner Eigendrehung müsste es an jedem Punkt auf seiner Oberfläche mal mehr und mal weniger Schatten geben, je nachdem wie der Einfallswinkel des Sternenlichtes ist." Dies sollte sich über einen Tag hinweg verändern und genauso während eines Jahres, der Zeit also, in der dieser Planet einmal seinen Stern umrundet.

Solche Helligkeitsveränderungen müssten Wissenschaftler von der Erde aus oder mithilfe von Weltraumteleskopen beobachten können. Damit lassen sich zwar keine einzelnen Schatten erkennen, wohl aber die Zeitspanne, in der etwas auf diesem Planeten im Dunkeln liegt, und der flächenmäßige Anteil dieses zeitweise unbelichteten Gebiets.

Wenn es ungewöhnliche Veränderungen in der Helligkeit eines Planeten gibt, könnte es daran liegen, dass es auf diesem Bäume gibt, die Schatten werfen. Ihre Schatten würden diesen Planeten wesentlich eher verdunkeln, als es die Schatten menschengroßer Lebewesen würden.

Mit Bäumen konkurrieren könnten eigentlich nur Gebäude. Aber auch solche wären natürlich ein Nachweis für Leben auf dem Himmelskörper. Auch Berge werfen Schatten. Aber ein Gebirge ist nicht so steil wie ein Baum.

Bäume sind ziemlich einzigartig, weil sie nahezu rechtwinklig nach oben wachsen, womit sie zu allen Zeiten des Tages eine Art Sonnenuhr darstellen. Auch wenn Berge bisweilen über Felswände verfügen, die sich gerade nach oben erstrecken, sind sie flächenmäßig vernachlässigbar gegenüber dem Drittel Oberfläche, zu denen die Erde mit Bäumen bedeckt ist.

„Exosolare Bäume zu entdecken klingt erst einmal höchst absurd", findet der österreichische Astronom und Science-Blogger Florian Freistetter. „Es ist ja schon schwer genug, einen exosolaren Planeten zu entdecken." Und ein Planet sei deutlich größer als ein Baum. „Aber wenn die Astronomie eines wirklich sehr gut kann, dann schauen", findet Freistetter, „wenn es etwas zu sehen gibt, dann finden wir früher oder später auch einen Weg, dass wir es sehen können."

Entscheidend sei die Technik. Je weiter die voranschreite, desto mehr würden sich die Grenzen des Beobachtbaren - und Entdeckbaren - hinaus verschieben. „Die Astronomie ist sehr gut darin geworden, das Licht von Himmelskörpern so genau wie möglich zu analysieren, und je besser die astronomischen Instrumente werden, desto mehr neue Möglichkeiten ergeben sich", hofft Freistetter, „wenn irgendwo auf einem anderen Planeten ausreichend viele passende Bäume herumstehen, die die passenden Schatten werfen, und wir das passende Instrument haben, das genau genug ist für solche Analysen, dann werden wir diese Bäume auch entdecken."

Durchaus möglich also, dass die ersten Hinweise auf außerirdisches Leben keine fossilen Mikroben auf dem Mars und auch keine Funksignale aus einer anderen Galaxie sein werden, sondern etwas der Menschheit so Vertrautes wie Bäume. Obwohl Florian Freistetter dahinter dann doch ein kleines Fragezeichen setzt.

„Es sind nicht die Fähigkeiten der Astronomie, die mich an der Entdeckung exosolarer Bäume zweifeln lassen, sondern die viel grundlegendere Frage, ob es solche Bäume überhaupt gibt." Vielleicht hat sich irgendwo komplexeres Leben entwickelt, aber ob das dann auch nur annähernd so aussieht wie ein Baum auf der Erde - das sei dann doch sehr fraglich.

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