Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 27/2022.
Zunächst schoben wir es noch auf die Autonomiephase. Unser Kind verweigerte plötzlich einfache Bitten. Händewaschen nach der Kita? - "Nein!" Das Lego beiseitelegen und zum Mittagessen kommen? - "Nein!" Je nach Nervenlage schmunzelten wir oder atmeten tief durch und zählten innerlich bis zehn. Doch dann kam meine Mutter zu Besuch, um mit dem Vierjährigen zu spielen, und plötzlich rief er: "Oma, du nervst. Geh jetzt wieder nach Hause!" Mein Mann und ich schauten uns verdutzt an. Bisher hatten wir Wert darauf gelegt, das Selbstbewusstsein unseres Kindes zu stärken. Ihm beizubringen, seine Bedürfnisse und Meinungen zu äußern, zu sagen, was ihm auf dem Herzen liegt. Hatten wir es damit womöglich übertrieben?