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Heiraten für die Likes: So inszenieren Paare ihre Hochzeit auf Instagram

Fühlen Heiraten für die Likes: So inszenieren Paare ihre Hochzeit auf Instagram

Wir haben junge Menschen gefragt.

Hashtag Hochzeit: 573.587 Treffer bei Instagram. Hashtag Marriage: 3.963.751 Treffer. Und wunderschöne Bilder, die an Filmkulissen erinnern. Nicht jeder hat die Möglichkeit, vor einem Vintage-Eiswagen zu heiraten oder eine Hochzeit auf dem Land zwischen Wiesenblumen und Bio-Limonade auszurichten. Doch die Fotos von scheinbar perfekten Hochzeiten fluten Netzwerke wie Instagram und Pinterest - und erzeugen Illusionen, mit denen das echte Leben nicht immer mithalten kann. Honigfarbene Filter, Sonnenuntergang, Sandstrand: Bei dem Betrachter wecken solche Bilder Sehnsüchte, deswegen funktionieren sie womöglich auch so gut.

Die tollsten und aufregendsten Hochzeitsfotos auf Instagram - die Fotostrecke:

Der Megatrend bei Hochzeiten lautet - noch immer - DIY - je individueller, desto besser: Von der Einladungskarte bis zur Tischdekoration gestalten viele junge Bräute alles selbst.

Einige legen dabei sogar einen eigenen Hashtag für ihre Hochzeit fest, unter dem die Gäste dann ihre Fotos teilen. Heiraten: ein Lifestyle-Event, ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, der fotografisch festgehalten und mit den Followern geteilt wird.

Doch genau das erhöht auch den Druck. Welche Idee ist die beste? Welche Hochzeit ist ausgefallener, cleaner, welche Fotos sind am eindrucksvollsten bearbeitet? Was findet man nur nett - und wo wird man richtig neidisch?

Wir haben gerade Verheiratete gefragt: Wie stark habt ihr die Netzwerke für eure Hochzeit genutzt - und wie sehr habt ihr dort andere teilhaben lassen?

(Bild: Larissa Brix)

Anna, 29, und Martin, 31

Wir haben Anfang Mai geheiratet, im Kloster Bentlage in Rheine. Danach haben wir eine Gartenparty gefeiert. Es wurde gegrillt und mehrere Gäste haben Salate, Brot und Dips mitgebracht. Für die Deko-Ideen, zum Beispiel die "Candy Bar", haben wir Pinterest und Instagram genutzt. Als Bar diente ein Marktwagen, den wir selbst noch weiß lackiert haben; geschmückt mit einem blau, weißen Baldachin und rosa-farbenen Pom-Poms. Meine Oma und Schwiegermutter haben Cupcakes und Muffins gebacken und ich habe Vorratsgläser mit Süßigkeiten befüllt.

Auf Facebook habe ich mir Inspirationen für mein Brautkleid gesucht. Dort habe ich Seiten wie Dawanda Hochzeit oder Stylefruits geliked und immer zielgruppenspezifisch Werbung angezeigt bekommen. WhatsApp und Google-Notizen dienten als Ordner zum Sammeln von Ideen, als To-Do-Liste und als Infomedium für unsere Gäste. Letztlich habe ich mein Kleid dann im Sale entdeckt.

Durch die sozialen Medien ist es einfacher geworden, sich inspirieren zu lassen. Man hat richtig viel Lust auf die Hochzeit bekommen, weil man jeden Tag von den Plattformen mit neuen Bildern versorgt wurde. Allerdings führt das auch zu einer gewissen Reizüberflutung und Entscheidungsschwierigkeiten, da es so viel gibt, das einem gefällt und man gerne umsetzen würde.

Wir möchten den Moment noch für uns genießen und haben bisher noch keine Fotos der Hochzeit auf Facebook geteilt. Aber unsere Freunde haben auf Instagram einige Fotos gepostet, über die wir uns gefreut haben.

(Bild: Silke Stroinski)

Jennifer, 30, und Shane, 26

Wir heiraten Anfang Juni. Die Feier wird in einem Steakhouse stattfinden, mit 75 Gästen. Ich als Braut nutze die sozialen Medien ganz stark, vor allem die Portale Instagram und Pinterest. Sie geben mir so viel Inspiration! Wenn ich etwas sehe, das mir gefällt, setze ich mich sofort daran und möchte es ausprobieren (siehe Fotostrecke). Manchmal ist es schon wie eine Sucht. Meine Deko habe ich sogar drei Monate vor der Hochzeit noch einmal komplett umgeworfen, weil Instagram und Pinterest mir gezeigt haben, was es noch alles für Möglichkeiten gibt.

So haben Jennifer und Shane dekoriert - die Fotostrecke:

Mir gefällt es, wenn Menschen aus aller Welt ihre selbst gemachten Sachen veröffentlichen und andere daran teilhaben lassen. Es ist wie eine kleine Hochzeitsgemeinde und die ist wirklich toll. Meinen Polterabend habe ich getreu dem Motto Vintage gestaltet - auch diese Ideen habe ich von Pinterest. Ich habe mir einen kompletten Hochzeitsplan gemacht, mit Unterstützung meiner Freundin. Dort steht alles von Kosten über Gästeliste bis hin zu DIY-Projekten, um nie den Überblick zu verlieren.

Ich werde die Fotos meiner Hochzeit auf jeden Fall teilen. Viele meiner Follower auf Instagram freuen sich schon auf meine Hochzeitsbilder. Wir haben sogar einen eigenen Hashtag für die Hochzeit festgelegt, den unsere Gäste beim Teilen der Bilder nutzen sollen. So sind meine Follower immer live dabei und ich habe tolle Erinnerungen. Wer weiß, vielleicht taucht auch das ein oder andere richtig lustige Bild auf.

Das Einzige, was mir Sorge bereiten könnte, ist, dass Bilder hochgeladen werden, auf denen man meinen Sohn sehen könnte. Ich versuche ihn auf Fotos immer so gut es geht unkenntlich zu machen. Darauf werden meine Gäste natürlich nicht achten. Wir werden trotzdem versuchen, es am Anfang der Hochzeit anzusprechen.

Merle, 26, und Ole, 30

Wir haben vergangenes Jahr in Las Vegas gefeiert, relativ spontan, ohne Gäste. Facebook haben wir lediglich für die Organisation des Termins und des Pastors genutzt. Wir haben keine Fotos der Hochzeit in sozialen Netzwerken geteilt. Die haben wir unseren Freunden und unserer Familie lieber persönlich gezeigt.

Man findet online sicherlich einige gute Ideen für die Hochzeit. Uns haben unsere eigenen Vorstellungen am meisten inspiriert. Wir fanden es aber zu privat, Fotos von uns zu posten und finden, unser Privatleben gehört nicht ins Netz. Aus unserer Sicht geht Leute, die uns nicht kennen, unsere Hochzeitsfeier nichts an. Das ist etwas ganz Persönliches für uns, unsere Familie und Freunde und nicht etwas, das wir mit der ganzen Welt teilen möchten.

Wir wollen unsere Hochzeit wahrscheinlich zu Hause noch mal im kleinen Kreis nachfeiern. Dann wird es für die Gäste auch ein paar Social Media-Regeln geben. Bisher haben wir das noch nicht genau festgelegt, aber wir möchten nicht so gern ungefragt auf Bildern im Netz auftauchen.

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