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Im Zeichen des Schneeleoparden

Im Entstehen: das neue Headquarter der Bergsportmarke Dynafit bei Kiefersfelden, geplant von Barozzi Veiga Architekten


Wer über den Berg ist, so sagt es das bekannte Sprichwort, der hat es geschafft. In diesem Beispiel hier trifft das Motto mehrfach zu: Das Label Dynafit mit seinem Schneeleoparden-Logo zählt zu den weltweit führenden Anbietern im Skitourensport, hat diese Disziplin mitbegründet und als Marke eine steile Karriere hingelegt. Zusammen mit der Dachmarke Salewa und weiteren Labels gehört Dynafit zur Oberalp Group, die ihren Sitz in Bozen hat, Heimat der Inhaberfamilie Oberrauch. Wer über den Brenner gen Süden fährt, passiert südlich von Bozen den markanten Komplex des Salewa Headquarters ganz in Nähe der Autobahn. Die kantigen, gläsernen Bergtürme wurden 2011 fertig gestellt, sie sollen die Bergwelt der Dolomiten symbolisieren. Mit einer Höhe von 50 Metern setzt sich der Komplex aus einem Konglomerat von Quadern und polygonalen Baukörpern zusammen, die rund 30.000 Quadratmeter umfassen, mit Büros und Lagerhallen, mit Kindergarten und Kletterhalle, geplant von den beiden Mailänder Architekturbüros Cino Zucchi und Park Associati. Bergsport ist noch immer ein Wachstumsmarkt, erst recht das Skitourengehen. Diesem Aufwärtstrend setzt die Oberalp Group nun mit einem nagelneuen Headquarter für das Label Dynafit ein visuelles Zeichen und dehnt zudem die architektonische Expansion auf den Norden des Alpenhauptkamms aus – über den Berg also. Und wer auf der Rückkehr vom Gardasee die Grenze zwischen Österreich und Deutschland passiert, dem stechen künftig bei Kiefersfelden zwei hell leuchtende Bergzacken ins Auge, die derzeit im Bau sind. Spatenstich war im Februar 2022. Eine halbtransparente Hülle in klarem Weiß, den

Schnee symbolisierend, umgibt die beiden 30 Meter hohen Türme, die vom spanischen Architekturbüro Barozzi Veiga aus Barcelona konzipiert wurden. Und diese Haut hat es in sich: Die komplexe Fassadenstruktur aus Metall und Glas verfügt über Photovoltaik und

verschattet im Sommer die Innenräume. Der Winkel der Streben der Außenhaut mit ihrem Metallgewebe ist dabei derart angelegt, dass er den Blick von innen nach außen ermöglicht und gleichzeitig dafür sorgt, dass mittags die direkten Sonnenstrahlen abprallen, während das Licht der späten, tieferstehenden Nachmittagssonne seinen Eingang ins Innere findet. Neun Architekturbüros waren zum internationalen Wettbewerb geladen, darunter große Namen wie Snøhetta aus Norwegen, Muck Petzet Architekten aus München, Barozzi Veiga aus Spanien, Roman Delugan aus Wien und Peter

Pichler aus Mailand. Die Gewinner, die preisgekrönten Architekten Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga aus Barcelona, punkteten bisher mit internationalen Kultur- und Bildungsgebäuden: In Deutschland planten sie die Musikschule Karlsruhe, das Kunstmuseum Dresden und Büros des Deutschen Bundestages. Grundlegend sei es den Architekten wichtig, „auf emotionaler Ebene wahr genommen zu werden“. „Wir haben die Landschaft von Kiefersfelden gelesen und sie mit den Markenwerten der Marke Dynafit in einen Zusammenhang gestellt. Die beiden Dreiecke konkurrieren nicht mit den Bergen oder der Umgebung, sondern halten sich auf das Wesentliche konzentriert“, sagt Alberto Veiga, Jahrgang 1973. Der Bau namens „Dynafit Experience“ ist somit ein illustres Beispiel für „Corporate Architecture“. Gemäß Bauplan umfasst er 5675 Quadratmeter Nettofläche bei einer Grundstücksfläche von 8190 Quadratmetern. Im Inneren finden sich eine eigene Markenerlebniswelt, öffentliche und private Bereiche, ein Flagshipstore, ein Restaurant, eine Kantine und eine Kindertagesstätte, Büroräume und ein Labor zur Entwicklung von Skibindungen. Zu Beginn wurden die Kosten für das Projekt auf 20 Millionen geschätzt, fertiggestellt werden soll es nach 18 Monaten Bauzeit im Herbst 2023. Bisher wurde die Marke Dynafit vom Standort in Aschheim bei München gesteuert.

FHO


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