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Kunst im Musuem: Unbekanntes Raumobjekt

Kein Perpetuum Mobile, aber ein beweglicher Ei-Catcher: Ingo Maurers Pendel-EI namens Pendulum ist des H-ei-leight der Münchner Pinakothek der Moderne.

Ingo Maurers "Pendulum": Manchmal muss das Runde nicht ins Eckige, sondern einfach nur ins Runde. In die Rotunde nämlich, den kreisrunden, 24 Meter hohen Eingangsbereich der Pinakothek der Moderne in München. Seit Anfang Mai 2019 schwebt eine eiförmige Erscheinung durch den sakral wirkenden, runden Baukörper: Wie ein stets langsamer werdendes Metronom pendelt ein schimmerndes, drei Meter hohes Ei am langen Stahlseil durch den beeindruckend hohen Raum. 


 Wer durch das Hauptportal in das Foyer tritt, registriert den Raumgleiter erst irritiert, dann fasziniert, später wie hypnotisiert. Das würdevolle Schwingen schlägt die Menschen in den Bann. Aber was soll das Ei im Museum? Erfunden hat es der Münchner Lichtpapst und Leuchtenguru Ingo Maurer. Muss man den Altmeister leuchtender Ideen, den Daniel Düsentrieb der internationalen Lichtgestaltung noch erklären?

Vielleicht soviel: Geboren 1932, überrascht und erhellt der findige Industriedesigner seit 1966 die gesamte Einrichtungsbranche mit immer neuen, kühnen Entwürfen. Sein Showroom in der Münchner Kaiserstraße ist eine experimentelle Expedition ins Storytelling der Lichtgestaltung. Anders als Bulb, seine erste geniale Lampe in Form einer Glühbirne, strahlt Maurers Pendulum jedoch nicht von selbst, sondern reflektiert die unzähligen Nuancen und Schattenspiele der weiß gehaltenen Rotunde. Aus hochglanzpoliertem Aluminium gefertigt, spiegelt der Schwingkörper von einem Meter Durchmesser das sich im Tagesverlauf und Jahreszeitenrhythmus ständig verändernde Licht wider.

Lautlos schwirrt er knapp über dem Boden dahin, verhalten wie in Zeitlupe, während die Ausschläge von Mal zu Mal kürzer werden. Sobald sich das Ei in Raummitte auspendelt hat, tritt ein Museumsmitarbeiter herbei und schickt es wieder auf seine sphärische Reise. „Es ist die archaische Form des Eis und seine konstruktive Perfektion, die seit jeder faszinieren. Das schwingende Pendel ist ein physikalisches Phänomen der Natur, das schon den Ägyptern Orientierung bot. Die Beobachtung eines Pendels gehört zu den kinetischen Erlebnissen, die sich durch ihre Ruhe und Regelmäßigkeit auf unser Wohlbefinden auswirken", verrät der Pressetext.

Zudem will Maurers Modell eine ganz „neue Raumerfahrung vermitteln". Das ovale Objekt stammt von 2017 und überzeugte zuvor schon ein Hotel in London, die Messe Frankfurt und den Inhaber einer Schweizer Privatvilla. Bis 16.02.2020 bildet die Installation den Eyecatcher der Rotunde, die im Anschluss von weiteren ortsspezifisch geschaffenen Werken anderer Künstler bespielt werden wird.

Text: Franziska Horn

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