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Einwanderer in Deutschland: Bin ich schon drin?

400.000 kluge Köpfe muss Deutschland im Ausland anwerben, um den Wohlstand zu sichern. Jahr für Jahr. Nur wie? Vier Einwanderungsbiografien über Geduld und Ehrgeiz, aber auch Willkommens-Unkultur und abschreckende Ämter.

Oussama Bennour hat einen Traum: in die Bundesrepublik fliegen, dort arbeiten, wohnen, sich etwas aufbauen. „Für mich“, sagt Bennour, „ist Deutschland das beste Land der Welt.“ Es ist Anfang Juni 2022. Und der 30-Jährige bereitet sich in der tunesischen Hafenstadt Bizerte auf ein virtuelles Bewerbungsgespräch als Elektroniker beim schwäbischen Fertighaushersteller SchwörerHaus vor. In Berlin machen sich damals Punks mit 9-Euro-Ticket und Dosenbier, Zelt und Schlafsack nach Sylt auf. In London winkt Queen Elizabeth zur Feier ihres 70. Thronjubiläums vom Balkon des Buckingham Palace. Und in Bizerte überzeugt Bennour schwäbische Personaler. Er kann anfangen. Sein Traum wird wahr.

Allerdings erst fast ein Jahr später. In den Monaten dazwischen muss er Anträge ausfüllen, Nachweise schicken, Schneisen ins deutsche Bürokratiedickicht schlagen. Egal. Bennour bleibt dran, weil er unbedingt nach Deutschland will. Dann, Anfang Mai 2023, endlich, ist es so weit: sein erster Arbeitstag. In Deutschland hört man solche Geschichten gerne. Also nicht die mit der Bürokratie. Sondern die vom Sehnsuchtsort und von der geglückten Einwanderung in den Arbeitsmarkt. Bennour zählt zu denen, die man dringend braucht. Zwei Millionen Stellen sind in Deutschland unbesetzt. Ein Allzeithoch. Und schon bald verabschieden sich mit den Babyboomern noch einmal Millionen Fachkräfte in die Rente. Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass der Arbeitsmarkt bis 2036 knapp 30 Prozent der heute Erwerbstätigen verliert. …

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