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Umbau Kunsthalle Karlsruhe: Ein Debakel mit Ansage

Auszug


Der Tunnel gehörte zu den Direktiven des Bauherrn. Die unterirdische Verbindung war ebenso wie ein großer Innenhof bereits Teil der Ausschreibung für die Planungsentwürfe vom Land. In Staabs Entwurf bildet der Innenhof der Kunsthalle das Zentrum des Haupthauses. Seine tiefe Bodenfläche ist allerdings mit einem dreiprozentigen Gefälle vorgesehen, um das tiefe Niveau des geplanten Tunnels zu erreichen. Für Veranstaltungen, aber auch den normalen Museumsbetrieb befürchtet der renommierte Architekt Hans Kollhoff "eine Rutschpartie", sagte er gegenüber der Tageszeitung "Die Welt", die "Karlsruher Größenwahn" am Werk sah. Für den Professor, der in Karlsruhe studiert hat, ist die schiefe Rampe eine Zumutung für die Besucher:innen und allenfalls eine Freude für Skateboarder:innen. Das Finanzministerium dagegen sieht in der Schräge dagegen eine "perspektivische Erweiterung", die es vergleichbar auch in anderen Museen gebe und die Sicherheit nicht beeinträchtige.

Anachronistisches Kunstverständnis

Der Innenhof als "neue Mitte" soll komplett überdacht und Platz für die Kasse, ein Café und Veranstaltungsfläche bieten. Er soll wie das gesamte Gebäude klimatisiert werden. In seiner Eigenschaft als Multifunktionsraum sei "eine Konditionierung der Raumluft des Innenhofs" notwendig, heißt es vom Finanzministerium. Der neue Raum muss zudem künstlich erhellt werden. Zum Herz des Museums werde "eine abgedeckelte dunkle Halle, mit Kunstlicht durchflutet und klimatisiert wie eine Mall", sagt Kollhoff. Ein "klimapolitischer Irrsinn", klagen andere Kritiker:innen aus dem Kunsthallenumfeld. "Das sind Pläne von vor 20 Jahren" und eine Energieverschwendung in Zeiten der allgegenwärtigen Klimakrise. Ursache dafür sei ein fehlgeleitetes Kunstverständnis. Um international bekannte Kunstwerke zu leihen und auszustellen, wird eine Klimaanlage vorgeschrieben. Statt sich mit seinem einzigartigen Gebäude und den Sammlungen aus acht Jahrhunderten zu profilieren, versuche die Staatliche Kunsthalle das zu machen, was alle machten: Kunstwerke samt vielköpfiger Crew international durch die Welt zu fliegen.

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