13 subscriptions and 5 subscribers
Article

Chinas Medienpolitik: Problemfreies Olympia auf TikTok und Instagram

Bereits seit Mitte der Nullerjahre manipuliert die chinesische Regierung gezielt das Meinungsbild in den USA und Europa mit bezahlten Kommentaren in Onlineforen. Heute entlohnt ausländische Internetuser dafür, das ramponierte Image der Olympischen Spiele in Peking aufzubessern. Dafür hat das chinesische Konsulat in New York eine US-amerikanische PR-Agentur beauftragt, junge Influencer einzukaufen, um in bezahlten Beiträgen das chinesische Narrativ im Westen zu verbreiten.

Vippi Media aus New Jersey hat demnach einen Vertrag in Höhe von 300.000 Dollar unterzeichnet, der vorsieht, im Vorfeld und während der Olympischen Spiele mindestens 3,4 Millionen Page-Impressions auf Social-Media-Kanälen wie TikTok und zu erzielen, die sich vor allem an ein jüngeres Publikum richten. Das Ziel ist ausdrücklich, "interessante Dinge vor, während und nach den Spielen" zu erzählen. Beispiele sind die Vorbereitungen der Sportler auf die Wettkämpfe, moderne Technik, emotionale Augenblicke oder konkret Kulturdenkmäler in Peking.

Die Inhalte wurden dabei vorab in drei Bereiche aufgeschlüsselt. Demnach sollen 70 Prozent der Beiträge die chinesische Kultur in ein positives Licht rücken. Ein Fünftel hat zum Ziel, die guten chinesisch-amerikanischen Beziehungen zu feiern. Die Schwerpunkte der restlichen zehn Prozent werden vom chinesischen Konsulat je nach Bedarf eingebracht. Beispiele für die Themen sind Kampf gegen den Klimawandel und für Umweltschutz. Generell soll es ausschließlich um positive Botschaften über China gehen.

Umerziehungslager in Xinjiang? "Ein Mythos!"

Der Gründer von Vippi Media, Vipinder Jaswal, stellte die Aktivitäten als harmlos dar. "Wir wollen bloß die Integrität und die Würde der Olympischen Spiele hervorheben", sagte er der britischen Zeitung The Guardian. Jaswal hat früher für den konservativen Sender Fox News gearbeitet, der heute zu den größten Kritikern Chinas zählt. Heute sagt er: "Ich bin gegen Boykotte. Sie schaden dem gegenseitigen Verständnis." In den steckte Jaswal Kritik für seine Geschäfte mit Chinas Propagandaabteilung ein.

Die mediale Einflussnahme von Influencern im Sinne Chinas ist jedoch durchaus kein Einzelfall. Im Dezember berichtete die New York Times, wie Peking ausländische YouTuber und andere in China lebende Content-Produzenten für Propagandazwecke instrumentalisiert. Dabei bekommen sie beispielsweise Zugang zu Regionen, in denen ausländische Journalisten längst der Zutritt verwehrt ist. So durfte der israelischstämmige Vlogger Raz Gal-Or im April 2021 die Baumwollfelder von besuchen - just zu der Zeit, als Modefirmen wie H&M und Nike verkündet hatten, keine Baumwolle mehr aus der Region einkaufen zu wollen, da sie von Uiguren in Zwangsarbeit geerntet werde.

Newsletter

"Was jetzt?" - Der tägliche Morgenüberblick

Starten Sie mit unserem sehr kurzen Nachrichten-Newsletter in den Tag - von Montag bis Samstag.

Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis.

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Auf die Vorwürfe geht Gal-Or nur indirekt ein. Sein Video soll vor allem Normalität vortäuschen. Er fährt Traktor mit wohlgenährten Bauern und spielt während eines Hausbesuchs Luftgitarre auf einer traditionellen Dotar-Laute. "Sie haben ihre eigene Kultur und einzigartige Traditionen. Aber seit ich hier bin, ist mir klar geworden, dass es eine echte Harmonie zwischen ihrer Identität als Chinesen und ihrer Identität als Uiguren gibt", erklärt der junge Mann in einem anderen Video gegenüber chinesischen Staatsmedien. "Alles ist total normal hier."

Dass die Umerziehungslager in Xinjiang ein Mythos seien und der Westen bloß neidisch auf Chinas Erfolg blicke, ist auch die Botschaft anderer Content-Produzenten. Da wäre etwa das in Shenzhen lebende Vater-Sohn-Duo Lee and Oli Barret, das Pekings "überlegene" Covid-Bekämpfung feiert. Oder der Rentner Kirk Apesland, alias Gweilo 60, der immer wieder betont, was der Westen alles von China lernen könne. Nichtsdestotrotz aber will Gweilo 60 nun aber aufgrund einer besseren Krankenversicherung nach Kanada zurückkehren.


Hier gehts zum 

Original