„Nein heißt Nein“ ist ein Schlagwort der Metoo-Debatte, und manche erkennen darin ein Klischee über weibliche Sexualität. Tatsächlich könnten Frauen heute endlich zu einem selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Begehren gelangen.
Männer denken alle sieben Sekunden an Sex ", heißt es häufig im Boulevard, und solche überkommenen Vorstellungen nutzen sich nie ab, zeichnen sie doch das kraftvolle Bild des potenten Mannes, stets bereit und lustvoll. Frauen wird so etwas selten nachgesagt, sie geraten sogar eher mit dem Gegenteil in die Schlagzeilen. „Nein heißt Nein", lautete ein Slogan der Metoo-Debatte, in der es um sexuelle Belästigung und Gewalt ging. Glaubt man einer Vielzahl der Medienberichte in den vergangenen Monaten, könnte man zunehmend den Eindruck bekommen, Frauen seien immer noch ständig Opfer, Männer „Sextäter", Frauen asexuelle Wesen, Männer Tiere.
So empfindet es zumindest die Philosophin Svenja Flaßpöhler; sie ist eine der lautesten Kritikerinnen der Debatte. In ihrer viel beachteten Streitschrift „Die potente Frau“ plädiert Flaßpöhler für eine selbstbewusstere Weiblichkeit: „Bei Metoo ist nur der Mann begehrend, das Begehren der Frau bleibt auffällig leer.“ Wenn eine Kampagne wie „Nein heißt Nein“ glaube, in diesem Slogan offenbare sich die reine Lehre der Emanzipation, übersehe sie, dass auch das Patriarchat aus ihm spreche. Das Sexualität abwehrende „Nein“ der Frau hat kulturhistorisch schließlich Tradition. Der Ausdruck „weibliche Libido“ lasse „jede Rechtfertigung“ vermissen, behauptete schon Sigmund Freud, dessen teils wahnwitzige Lehren zur Sexualtheorie kaum wirkmächtiger hätten sein können.
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