In den USA heißt es "The Talk": das Gespräch, das entscheidet, ob man eine Beziehung führt. Feste Regeln dafür gibt es nicht, einige Tipps aber doch. Ein Leitfaden für Menschen in der Grauzone.
Eric Hegmann, Protokoll: Anna Eube
Sind es häufiger Frauen, die Klarheit wollen?
"Klischee und Statisik sagen das. Weil Frauen in der Regel mehr über ihre Gefühle sprechen. Das ist aber auch eine Frage der Altersgruppe und wie groß der Wunsch nach einer Beziehung ist. Bei Frauen ist dieser Wunsch bis 30 ausgeprägter, da wollen sich die Männer häufig noch nicht binden. Später kann sich das drehen: Wenn Frauen mit Mitte, Ende 40 schon mal eine unglückliche Beziehungserfahrung gemacht haben, lassen sie sich gerne noch etwas Zeit bis zur nächsten Beziehung. Dann fragt schon mal der Mann."
Wann darf oder soll das Beziehungsgespräch idealerweise stattfinden?
"Der Umschwung von der Verführungs-Verhandlungsphase zu der 'Wir tun es jetzt zusammen'-Phase passiert meistens nach sechs Wochen bis drei Monaten. Wenn beide gleich stark ineinander verliebt sind und gleich optimistisch sind, dass sie eine Beziehung führen wollen, dann ergibt sich das Gespräch einfach - zum Beispiel, wenn einer den anderen seinen Freunden vorgestellt hat oder man beschlossen hat, sich von Dating-Portalen abzumelden. Neben Zufriedenheit gibt es aber noch einen anderen Auslöser: Wenn einer sich nicht sicher ist und der andere flüchtet. Dann erhofft sich der Verunsicherte, dass der andere im Gespräch sagt: 'Wir führen jetzt eine Beziehung.' Passiert zwar meistens nicht, aber für die Klarheit ist das gut."
"Schwierig finde ich das Vorwegnehmen des Satzes 'Schatz, wir müssen mal reden', was später in der Beziehung vorkommen kann. Das ist eine Ankündigung drohenden Unheils. Ich würde solche Gespräche eher spontan führen, aus einer positiven Situation heraus. Wenn man etwas Schönes zusammen gemacht hat und dabei Gemeinsamkeiten entdeckt hat. Man kann das auch ganz romantisch machen, mit einem Essen zum Beispiel - aber das hat schnell die Anmutung von Heiratsantrag und kann zu viel des Guten sein. Gerade, wenn sich einer sowieso unsicher ist, kann das unter Umständen erst recht zum Rückzug motivieren."
"Was ich nicht schlecht finde: 'Was machen wir hier eigentlich? Und wie wollen wir es weitermachen?' Ich höre oft, dass es Wort für Wort genau so abläuft."
"Man überfrachtet solche Gespräche, wenn man die Themen vermischt. Das eine ist die Familienplanung, also 'Wohin geht die Reise?'. Das andere ist erst mal: 'Wollen wir überhaupt zusammen eine Reise machen?'"
"Ich denke, dass beide Partner sehr viel zufriedener sind und mehr Spaß miteinander haben, wenn sie einmal ausgesprochen haben, wie es weitergeht - und dass es gemeinsam weitergeht. Das finde ich romantischer, als still zu leiden: 'Will er / sie mich denn nun?'"
"Ohne die Zuversicht, dass beide es probieren wollen, wird es nicht funktionieren. Das muss gleichzeitig kommen. Deshalb scheitern so viele Beziehungen vom Timing her. Jeder hat ein anderes Tempo, in dem er sich verliebt und sicher ist. Meistens ist das Beziehungsgespräch aber ein glückliches Gespräch. Und wenn es das nicht ist, hat es sich oft schon vorher angedeutet - man wollte es nur nicht wahrhaben."
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