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Mal gemein, mal wundervoll: Warum sind manche Menschen so unberechenbar?

Sie legen uns den Himmel zu Füßen - und dann trampeln sie auf uns herum. Über den Umgang mit einem Partner, bei dem Sie niemals wissen können, woran Sie sind.

Manche Paare erlebt man und fragt sich: „Ernsthaft? Warum? Wie hält er/sie es nur mit ihr/ihm aus? Kann Sex so gut sein - und kann man den lernen?" Abgesehen davon, dass es eigentlich egal sein kann, was andere Paare machen, sehen wir uns im Alltag und im Freundeskreis natürlich die Dynamik von Anderen an, um von ihnen zu lernen, uns inspirieren lassen oder auch als Beispiel, wie wir nicht miteinander umgehen möchten. Sätze wie: „War so klar, dass das schief geht. Du bist dafür einfach zu doof." möchte niemand in seiner Beziehung haben. Behandelt ein Partner den Anderen richtig mies, ist eigentlich für jeden Außenstehenden klar: So geht das nicht. Nur, warum zieht der so abgewertete Partner nicht die Konsequenz?


Die erste und einfache Erklärung: Weil in vielen Fällen die schlimmsten Kotzbrocken auch die größten Charmeure sind. Es ist erstaunlich, wie honigsüß Menschen in dem einen Moment auf dem Sofa mit der Lieblingsserie sein können. Oder wie cholerisch, weil kein Bier mehr im Kühlschrank ist. Sie pflegen eine breite Palette an Verhaltensweisen und werden damit für ihre Umgebung unberechenbar. Meist gilt das in allen Lebensbereichen. Wird er die Frau, die an der Kasse seit einer Minute nach Kleingeld sucht, anmaulen, oder ihr die fehlenden Cent schenken? Wird er seine Partnerin nach einem Unglück trösten, oder ihr die Schuld dafür geben? Unberechenbare Menschen lieben es, in verunsicherte Augen zu sehen. Sie spüren dadurch, wie weit ihr Einfluss reicht. Die Gedanken eines Menschen zu dominieren bedeutet schließlich, Macht über ihn zu haben.


Der Partner als Sklave seiner Laune


Häufig geht es in solchen Konstellationen deshalb vor allem um Dominanz und Machterhalt. Wenn der Partner nie genau weiß, was ihn erwartet, steht dieser ständig unter Strom und ist angespannt. Seine Gedanken kreisen darum, was gleich passieren wird. Damit wird er kontrolliert. Sein Verhalten wird gesteuert und manipuliert. Dem dominanten Partner spielt zusätzlich in die Hände, dass verunsicherte Menschen viele Fehler begehen. Darauf wartet er nur. Dann wird er zum Richter. Er entscheidet, was fahrlässig oder vorsätzlich ist. Und lobt oder straft. So macht er den Partner zum Sklaven seiner Laune.

Diese Dynamik ist nicht geschlechtsspezifisch. Dem Partner das Gefühl zu geben, nicht gut genug zu sein, lässt sich in jede Situation übertragen. In der Küche und im Schlafzimmer. „Das wirst du nie lernen", ist so fies wie „Du kannst mich nicht befriedigen".


Warum verhalten sich Menschen so? Sie sind häufig Wiederholungstäter und folgen Mustern, die sie als Kinder erlebt haben, beispielsweise bei den eigenen Eltern. Sie haben sich dort abgeschaut (und oft selbst erlebt), welchen Nutzen man daraus ziehen kann, unberechenbar zu sein. Deshalb werden sie sich auch ziemlich sicher nicht ohne Not ändern. Die Hoffnung, dass diese Menschen sich nämlich von alleine ändern oder womöglich in der Beziehung verändern lassen würden, erfüllt sich nie. Wer also an einen unberechenbaren und manipulativen Partner geraten ist, sollte die Hoffnung aufgeben, ihn mit schönen Worten überzeugen zu können. Die Prägungen reichen meist so tief in die Vergangenheit, dass nur therapeutische Arbeit - hoffentlich - etwas verändern könnte.


Das gilt jedoch nicht allein für den dominanten Partner. Auch der, der sich manipulieren lässt, sollte überprüfen, weshalb er sich auf eine solche Abhängigkeit einlässt. Denn sonst besteht die große Gefahr, dass er für die nächste Beziehung einen Partner mit ähnlichen Verhaltensweisen wählen wird. Weil das Vertraute, selbst wenn es nicht richtig glücklich macht, meist weniger Furcht einflößend ist, als das Neue, bei dem man erst lernen muss, sich mit diesem zu arrangieren. Dazu braucht es Mut, der oft sogar dann fehlt, wenn die Situation unerträglich ist. Leidensdruck alleine reicht nicht immer, um eine Komfortzone zu verlassen, in der man es sich vielleicht auch mehr schlecht als recht eingerichtet hat. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann aber stehen die Chancen gut, sein Selbstwertgefühl zu stärken, für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzustehen und konsequent Partner abzuwählen, mit denen diese nicht erfüllbar sind.


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