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Beziehungspause - der direkte Weg zur Trennung?

„Ich glaube, wir brauchen eine Pause voneinander!" Eine Auszeit nehmen, nachdenken, den Kopf klar bekommen und sich vielleicht wieder vermissen lernen. Es heißt, man könne nur begehren, was man nicht hat. Deshalb klingt das Konzept der Beziehungspause zunächst nicht verkehrt. Aber nutzt sie tatsächlich der Liebe? Oder ist sie nicht vielmehr der Anfang vom Ende?

„Hilft uns vielleicht eine kleine Pause?", werde ich in der Beratung häufig gefragt. Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, denn was dem einen Paar gut tut, führt beim anderen nur auf indirektem Weg zur Trennung.


Ist die Beziehung innerlich schon aufgekündigt?

Eine Beziehungspause kann grundsätzlich durchaus Chancen mit sich bringen: Entscheidend ist, ob ein Paar bereits die Beziehung innerlich aufgekündigt hat oder ob es die Trennung auf Zeit nutzt, um nach Wegen zu suchen die Krise zu meistern. Beide Partner müssen dabei während der Pause weiterhin das gemeinsame Ziel verfolgen, dass es wieder besser wird. Es kann durchaus vorkommen, dass für einen Partner die Beziehung bereits keinen Sinn mehr macht und er nun beim Nachdenken allein erst recht zu der Erkenntnis kommt, alle Mühen seien vergeblich - dann hat die Partnerschaft selbst leider keine Zukunft mehr.


Die Gründe für den Beziehungsfrust entscheiden mit, ob eine Pause ein kluger Weg zur Lösung der Probleme darstellt. Die meisten Paare trennen sich, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben, aneinander vorbeileben und kaum noch Gemeinsamkeiten sehen. Eine Pause kann helfen, wieder mehr Dankbarkeit für den Partner zu entwickeln, ihn weniger als selbstverständlich oder sogar als Belastung zu erleben. Mit der Distanz kann das Vermissen der frühen Verliebtheitsphase zurückkehren.


Nach einem Vertrauensbruch kann der betrogene Partner oft nicht sofort verzeihen. Möglich, dass er grundsätzlich dazu bereit wäre, aber die Nähe ist zu schmerzhaft, weil sie immer daran erinnert, was ihm angetan wurde. Auch in solchen Situationen kann eine Beziehungspause unterstützen, abzuschließen.


Die Gefahren einer Trennung auf Zeit überwiegen aber die oft eben doch nur theoretischen Chancen. Damit die alten Probleme und Trennungsgründe nicht auch wieder die neuen werden, braucht es bei beiden Partnern die Bereitschaft für Veränderungen. Die geschehen nicht über Nacht. Meist benötigt es eher Wochen, Monate und manchmal auch Jahre. Dinge anders zu sehen und zu beurteilen erfordert, neue Erfahrungen zu machen. Dafür sind die meisten Paare zu ungeduldig.


Beziehungspause: Gar kein Kontakt?

Wer sich auf eine Pause einlässt, muss die Bedingungen genau verhandeln.

Manche Paare wünschen gar keinen Kontakt, andere wollen sich auch während der Pause austauschen. Aber aus der Praxis-Erfahrung lässt sich sagen: Erfolgreiche Paare tauschen sich regelmäßig aus, und sei es nur um zu wissen, ob nicht vielleicht einer bereits die Beziehung abgeschrieben hat.

Statistisch gesehen halten nur wenige Deutsche eine Pause und die danach aufgewärmte Beziehung für Erfolg versprechend. Diese Haltung der Umgebung macht es einem Paar auch nicht leichter, wieder zueinander zu finden.

Fühlt sich das Leben alleine besser an?

Distanz kann wohl in einigen Fällen tatsächlich eine Chance sein, sich über die eigenen Gefühle wieder klar zu werden, vielleicht den Partner wieder zu vermissen - oder aber festzustellen, wie gut sich das Leben allein anfühlt. Also ein hohes Risiko, das beim Scheitern den Trennungsschmerz unnötig verlängert hat und am Ende die Partner nur noch mehr verletzt.


Autor: Eric Hegmann | Paarberater, Single- und Parship-Coach  Original