Meinung Zum Tod von Elizabeth II.
„Egal, wo ich war, die Queen gab mir das Gefühl, zu Hause zu sein"Ein Leben ohne die „Großmutter der Nation" kann sich unsere Autorin, in England geboren und aufgewachsen, kaum vorstellen. Denn auch für junge Menschen ist die Monarchie noch immer von Bedeutung.
Sie wird vielen fehlen. Unsere Queen spielte nicht nur eine wichtige und symbolische Rolle für viele Menschen in Großbritannien und im Commonwealth, sondern weltweit. Für viele von uns hat sich nun der Lauf unserer Geschichte verändert. Die Königin war für mich die einzige Monarchin, die ich je gekannt habe. Ich bin mit ihr aufgewachsen. In anderen Ländern habe ich Regenten kommen und gehen sehen, in Spanien und Monaco etwa. Aber nun ist es das erste Mal, dass eine Person, die immer so präsent war, uns Briten verlassen hat und dass auf einmal eine so große Veränderung stattfindet. Und deshalb finde ich es im Alter von 32 Jahren auch gar nicht so einfach, sich damit abzufinden.
Die Queen war überall. Man sah ihr Gesicht auf Briefmarken, Münzen, Geldscheinen, ihre Initialen waren auf öffentlichen Briefkästen, und sogar ihr Wappen war auf einigen meiner Lieblingslebensmittel zu sehen. Baked Beans oder Weetabix trugen unter anderem ein königliches Wappen, das von Ihrer Majestät an ausgewählte Unternehmen vergeben wurde. Dank der Globalisierung sehe ich sie auch in den deutschen Supermärkten, wenn ich etwa Lust auf „Baked Beans on Toast" habe.
Egal, wo ich war, die Königin erschien irgendwie auch in meinem Kalender. Aufgrund der königlichen Routine wusste man immer, wo sie sich aufhielt: jeden Sommer in Balmoral, die Wintermonate in Sandringham. Obwohl sie im April Geburtstag hatte, würde sie ihren Geburtstag stets im Juni feiern. Dieses Gefühl der Routine, die allgemein bekannt und unterbewusst stets präsent war, prägte unsere Routine mit und wurde zur Tradition. Denken wir an Royal Ascot oder die Chelsea Flower Show, Veranstaltungen, die die Königin jedes Jahr gerne besuchte. Diese Events wurden auch von der breiten Öffentlichkeit besucht und gefeiert.
Das Gleiche galt an Weihnachten. In meiner Familie gehörte es einfach zum Weihnachtsfest dazu, die „Royal Christmas Message" zu verfolgen. Ich kann mich erinnern, dass es in vielen anderen britischen Familien ebenso Tradition war, die Rede der Königin am ersten Weihnachtstag um 15 Uhr zu verfolgen. Seitdem ich mit einem Spanier verheiratet bin und Weihnachten oft mit seiner Familie verbringe, habe ich immer noch routinemäßig die Ansprache der Queen von Spanien aus verfolgt. Obwohl ich die spanischen Traditionen liebe, gab die Weihnachtsansprache der Königin mir immer das Gefühl, zu Hause zu sein. Welche Bilder würden dieses Mal auf ihrem Schreibtisch stehen? Welche Themen würde sie dieses Jahr ansprechen?
Da ich in Deutschland lebe, überrascht es mich immer wieder, welche Wirkung die Queen auch auf Menschen in anderen Ländern außerhalb des Commonwealth hat. Wenn ich erwähne, dass ich aus Großbritannien komme, kommt fast immer die Queen zur Sprache. Mein Hausarzt erzählte mir häufig, wie sehr er die Queen bewundert und was sie alles getan hat. Er weiß fast mehr über sie als ich. Schon im Wartezimmer sah ich die Königin oft auf den Titelseiten zahlreicher Zeitschriften. Jetzt werden es bestimmt noch mehr ... Wo immer ich auch war, die Queen war stets präsent.
Bedeutung der Monarchie für die jüngere GenerationEs geht nicht nur um Tradition, sondern auch um Kontinuität. Die Queen war die Monarchin, die sich nie veränderte, aber sich trotzdem immer weiterentwickelte. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, die Monarchie moderner zu gestalten.
Nicht nur durch Technologie. Präsenztreffen wurden durch Onlinetreffen ersetzt - und damit auch jüngere Generationen angesprochen. Die Queen war inklusiv und wurde immer moderner. So trat sie bei der Eröffnungsfeier zu den Olympischen Spielen 2012 in einer Inszenierung zusammen mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig auf - sprang vermeintlich mit dem Fallschirm aus einem Hubschrauber. Die Aufforderung des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama an Prinz Harry, bei den Invictus Games, einer paralympischen Sportveranstaltung in Großbritannien für kriegsversehrte Soldaten, „Vollgas" zu geben, nahm sie mit Humor. Die Queen war plötzlich auf unseren Social-Media-Kanälen präsent. Sie arbeitete mit den jüngeren Royals zusammen, um den königlichen Haushalt zu modernisieren. Bei ihrem 70. Thronjubiläum trank sie sogar „Tea" mit Paddington Bear, einem Favoriten der Kinder.
Die nächste Generation der Royals wird sicherlich ihr Erbe antreten und weiterhin viele junge Menschen von heute ansprechen. Die jungen Royals brechen Barrieren und sprechen über Tabus wie Mental Health und Fehlgeburten. Genau wie die Königin werden sie auf meinen Briefmarken, Geld und Lebensmitteln zu sehen sein. Sie werden die traditionelle Weihnachtsansprache halten, beständig sein und viele Menschen berühren.
Für mich war die Queen 32 Jahre lang Teil meines Lebens - für andere noch viel länger. Sie wird sehr vermisst werden.
Danke, Ma'am, dass Sie immer da waren.