Nach all den Debatten der letzten Jahre darüber, was am Vorwurf "Lügenpresse" dran sein könnte, werden viele Journalisten zu Beginn dieses Jahres erleichtert auf die Erhebungen der Universität Würzburg zum Medienvertrauen der Deutschen reagiert haben: Mit 55,7 Prozent erreichte es 2016 einen Höchststand, nachdem es sich in den vorangegangen Jahren zehn Prozentpunkte weiter unten auf der Skala eingependelt hatte. Dass aber das Verhältnis zwischen Presse und Publikum stets ein wechselhaftes war, davon zeugt sehr anschaulich die Filmgeschichte:
Schon zur Stummfilmzeit war der überehrgeizige Journalist eine beliebte Nebenfigur in Kriminal- und Liebesgeschichten. Im klassischen Hollywood rückte er anschließend in vielen Filmen, vor allem der Screwball-Komödie, als so zynischer wie schlagfertiger Antiheld in den Mittelpunkt. Mit der Zeit bildeten sich unter den Filmjournalisten zwei Stereotype besonders heraus: der edle Wahrheitskämpfer, der sich mit journalistischem Antrieb gegen Korruption und Ungerechtigkeit stemmt. Und der verschlagene Schurke, der beim Aufspüren einer öffentlichkeitswirksamen Story weder Moral noch Anstand kennt. In den kommenden Jahrzehnten waren beide Archetypen in unterschiedlichsten Genres vertreten, von der bissigen Mediensatire bis zum ernsten Politthriller. Mitunter sprechen Filmwissenschaftler vom Presse- oder Journalistenfilm als eigenem Genre, dem sich bekannte Filmklassiker wie Orson Welles' Citizen Kane oder Alan J. Pakulas Die Unbestechlichen zuordnen lassen. Und auch das Interesse von Hollywood am Filmstoff Journalismus scheint ungebrochen: So wurde 2016 das Journalismus-Drama Spotlight mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Welche gesellschaftlichen Vorstellungen vom Journalismus einzelne Filme dieses Genres widerspiegeln und wie sie die Aufgaben, Ideale und Versuchungen dieses Berufs darstellen, erkunden wir fortan in einer lose erscheinenden Reihe von Kritiken zu ausgewählten Journalistenfilmen. Den Anfang macht der eben erwähnte Filmklassiker Die Unbestechlichen.