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Bretagne hat bezahlbare Immobilien

Nicht nur Surfer lieben die Bretagne - immer mehr entdecken die Region. /Foto: Dietmar Braun

(db finanzwelt 2023-08-26) Die so verwöhnten Regionen in Südfrankreich verlieren an Strahlkraft. Die angespannte Wirtschaftslage habe viele Franzosen aus dem Ballungsraum Paris hart getroffen, sie verzichteten zunehmend auf den (Kino-) Glamour-Faktor von Nizza, Cannes und Saint-Tropez, sie bevorzugen eher die nahe - und sehr viel preiswertere - Normandie oder die Bretagne.


Ist die Bretagne die neue „Côte d'Azur"?

Immobilienmakler beobachten bei Urlaubern und Käufern von Ferienimmobilien einen fast schon unheimlichen Trend Richtung Norden. Von Biarritz über die südliche Bretagne bis hin zur Normandie verlagert sich das Interesse. Wurde früher die nördliche Bretagne um Brest und Quimper von vielen Touristen noch gemieden, ist sie heute so eine Art von neuem Sehnsuchtsziel. Die Folge: Die Preise für Ferienimmobilien und Häusern am Meer steigen rapide.


Nach Auskunft des Wirtschaftsministeriums legten die Touristenzahlen in der Bretagne in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um zehn Prozent im Vergleich zu 2022 zu. Die Vermietungsplattform Abritel bestätigt das Interesse für die Bretagne: Um satte 30 Prozent sei die Zahl der Vermietungen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dabei locken auch Preise, die 30 bis 50 Prozent unter denen am Mittelmeer liegen.


Aber selbst in den einzelnen Regionen differenziert sich der Markt für Immobilienkäufer. Während der Süden der Bretagne rund um Quiberon mit einem milden Klima schon immer Reisende anzog und die Preise stark zugelegt haben, gibt es im Norden noch bretonische Orte, wo Immobilien so richtig erschwinglich sind.


Käufer entdecken Lieblingsorte der Bretagne

Vor einigen Jahren interessierten die Käufer nur die Städte in der südlichen Bretagne, die schnell von Paris aus zu erreichen waren. Das hat sich geändert.

„Nun füllen sich die Gebiete, die vorher nur wenig Nachfrage hatten", sagt Ronan Pradeau, Verantwortlicher der Agenturen der Südbretagne Sud Sotheby's Realty, ein Netzwerk für Luxusimmobilien. Das Département 29 Finistère um Quimper und Brest im Norden etwa läge derzeit im Trend. Der Makler erhält dafür heute fast genauso viele Anfragen wie für den Süden. Aber auch die nördliche Bretagne holt auf, die Preise stiegen innerhalb eines Jahres um satte zehn Prozent.


Bretagne rund um Quimper

Günstig ist es noch im Hinterland um Quimper mit Preisen ab 1.600 Euro pro Quadratmeter und einem Durchschnittspreis um 2.500 Euro. In einem Jahr hat Quimper aber schon um zwölf Prozent zugelegt, über 50 Prozent in fünf Jahren, so Zahlen von Immobilienagenturen. Besonders beliebt ist die Bucht von Audierne vor Quimper. Heute muss man dort für kleine Häuser 400.000 Euro zahlen, vor fünf Jahren waren es nur 250.000 Euro, so der Makler.

Penmarch im Süden von Quimper, wo man gut surfen kann, ist ein neuer absoluter Hotspot. Viele Pariser haben hier schon ein Ferienhaus. Dort stiegen die Preise innerhalb von vier Jahren um 30 Prozent und liegen derzeit im Durchschnitt bei 2.800 Euro pro Quadratmeter. Es gibt aber auch Luxusvillen für mehr als eine Million Euro und Fischerhäuser für 600.000 bis 800.000 Euro mit Meerblick. In den 1970er-Jahren wurden dort viele Häuser am Meer gebaut, die Auswahl ist groß.


Ein weiteres Beispiel ist Concarneau südlich von Quimper. Der Ort galt früher als Rentnerstadt. Doch innerhalb der letzten fünf Jahre sind dort die Preise um über 50 Prozent gestiegen, in einem Jahr um fünf Prozent, Durchschnittspreis ist derzeit 3.200 Euro. Das ist immer noch wenig im Vergleich zu Quiberon in der südlichen Bretagne mit einem Quadratmeterpreis von über 6.000 Euro, plus 60 Prozent in fünf Jahren.


Die Bretagne ist auch bedingt durch die Pandemie neue Lieblingsregion der einheimischen Touristen geworden. Sie entwickelt sich vom Kurzfrist-Ferienparadies zum Teilzeit-Wohnsitz. Zahlreiche Pariser sind in kleinere Stadtwohnungen gezogen und kaufen dafür in der Bretagne eine Immobilie, abseits von Touristenmassen und den Hitzewellen der Côte d'Azur.


Fazit: Für die Bretagne spricht auch die hervorragende Gastronomie, die gute Verkehrsanbindung, eine solide Infrastruktur (inklusive Lidl, Aldi, Carrefour, interessante Wochenmärkte) und freundliche Bewohner. Die Kriminalromane über die Bretagne stürmen nicht nur die Bestseller-Listen, sondern locken auch die Fans von Kommissar Dupin an. Wobei dessen deutschen Autor treffen sie mit etwas Glück persönlich rund um Concarneau. Die Bretagne hat ihren eigenen Charme, deswegen steigen die Immobilienpreise.


Dietmar Braun, freier Fachjournalist (DFJV)

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