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Grüne Anleihe begeistert Analysten

Die Nachfrage war doppelt so groß, wie ursprünglich erwartet. Ein Autozulieferer aus Ludwigsburg begeistert Analysten, Investoren und Banker. Ökologische Anleihen schlagen locker Bundesschatzbriefe.


(db finanzwelt) Die Mann+Hummel Gruppe mit Sitz in der blühenden Barockstadt Ludwigsburg ist der erste Automobilzulieferer weltweit, der ein am Schutz der Umwelt orientiertes „grünes" Instrument zur Finanzierung einsetzt, in diesem Fall einen Grünen Schuldschein (Green SSD = Schuldscheindarlehen) begibt. Mit einem Jahresumsatz von rund 3,5 Milliarden Euro gehört Mann+Hummel zu den 30 größten Automobilzulieferern Deutschlands.


„Der grüne Schuldschein war für uns das ideale Instrument, um neben finanziellen Zielen wie die Verbesserung der Tilgungsstruktur, die Diversifizierung der Investorenbasis und die Erhöhung des finanziellen Handlungsspielraums, die Finanzierung eng mit der Unternehmensstrategie Leadership in Filtration verknüpfen zu können", so die Finanzchefin (CFO) Emese Weissenbacher, Mann+Hummel.


Nachfrage größer als gedacht

Der international tätige Filtrationsspezialist gibt einen Grünen Schuldschein heraus und sammelt 400 Millionen Euro ein. Das ursprünglich angestrebte Volumen von 250 Millionen Euro war mehrfach überzeichnet, so dass der Autozulieferer sich zu einer Aufstockung auf 400 Millionen Euro entschied. Der Schuldschein ist in Tranchen mit Laufzeiten von sechs bis zehn Jahren unterteilt, die jeweils fest oder variabel verzinst werden.


Grüne Anleihe begeistert Experten

Als Arrangeure fungierten die Banken BNP Paribas, ING und LBBW. Der Grüne Schuldschein wurde von Sustainalytics zertifiziert, einem führenden unabhängigen Dienstleister für Forschungen und Ratings im Bereich Nachhaltigkeit, Umwelt und Führung.


"Die Transaktion von Mann+Hummel ist auf die langfristige Unternehmensstrategie ausgerichtet, bei der das Thema Nachhaltigkeit einer der wichtigsten strategischen Treiber für die Geschäftsentwicklung ist. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass der Grüne Schuldschein dazu beitragen wird, die Selbstverpflichtung des Unternehmens im Bereich Umweltschutz noch besser zu erfüllen", so die Expertin Catarina da Silva, Senior Associate bei Sustainalytics.


„Filter sind bereits jetzt ein zentraler Bestandteil der Verbesserung unserer Lebensqualität. Für Mann+Hummel einen Grünen Schuldschein zu begeben ist ein logischer Schritt, den die Investoren sehr gerne begleitet haben", begründet Raoul Heßling, Schuldscheinspezialist bei BNP Paribas, den Einsatz seines Instituts für die Transaktion. Mit den gewonnenen Mitteln werden Produkte, wie z.B. Luft- und Wasserfiltration, sowie Projekte aus dem Bereich erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Umweltschutz refinanziert, die zuvor durch andere Mittel finanziert wurden.


„Ein besonderer Aspekt dieser Transaktion ist die ausschließlich langfristige Vermarktung dieses Schuldscheindarlehens mit Laufzeitbändern zwischen sechs und zehn Jahren, welches aufgrund des äußerst stabilen und nachhaltigen Geschäftsmodells zu einer sehr hohen Resonanz auf Investorenseite führte", so Matthias Hoffmann, Schuldschein-Experte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).


„Nach der Debüttransaktion in 2015 hat Mann+Hummel erneut bewiesen, dass sich der Erfolg wiederholen lässt. Mit dem Grünen Schuldschein konnten verstärkt neue, insbesondere internationale Investoren gewonnen werden", ergänzt Klaus Pahle, Leiter Schuldschein-Sektor, ING Wholesale Banking Germany & Austria.


Fazit: Wer staatliche Anleihen wegen schlechter Rendite oder Bedenken in der Umweltpolitik ablehnt findet hier eine Alternative. Das Ziel Fahrzeuge umweltfreundlicher zu rüsten, ist seit dem Skandal um die Umwelt-Emission und der Debatte um Diesel-Kraftfahrzeuge ein spannendes Thema.


Dietmar Braun

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