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Ozeanriesen im Test - Auf großer Fahrt im kleinen Becken

Schleppversuch im Schlepptank der HSVA

In der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt werden Ozeanriesen im Miniformat nachgebaut und unter Laborbedingungen getestet. Auch Seegang lässt sich simulieren.

Das Containerschiff entsteht in Rekordzeit. Schicht für Schicht bauen die Spezialisten den Rumpf auf, dann installieren sie die Antriebseinheit, schließlich befestigen sie Ruder und Propeller. Nach vier Wochen sticht der Frachter in See.

Natürlich erschaffen die Mitarbeiter der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA), kein Schiff in Originalgröße. Müssen sie auch nicht, für ihre Testreihen reichen kleine, maßstabsgetreue Modelle. Die Skalen reichen von 1:25 bis 1:40. Das heißt: Ein zehn Meter langes 1:35-Modell ist in Wirklichkeit 350 Meter lang. Die 30 Zentimeter hohen Wellen, die es im Versuchstank macht, messen auf dem Ozean mehr als zehn Meter.

Gegründet wurde die HSVA 1913. Seinerzeit war sie die erste kommerzielle und größte Schiffbauversuchsanstalt der Welt. 1957 wurde der Eiskanal eröffnet - bis heute gibt es weltweit nur zwei weitere dieser Größe. 1990 kam dann der damals weltweit größte Kavitationstunnel hinzu und in diesem Jahr wurde ein innovativer Seitenwellenerzeuger installiert.

"Hauptsächlich geht es darum, zu prüfen, wie viel Leistung ein Schiff braucht", sagt Uwe Hollenbach, Leiter Propulsion und Widerstand an der HSVA. Die Antriebsleistung, also die Stärke des Motors, wird zwar vor dem Bau berechnet, doch hundertprozentig auf die Computer verlassen wollen sich weder die Reedereien, noch die Werften.

Deshalb wird ein Modell angefertigt und unter den zu erwartenden Bedingungen auf den Test-Ozean geschickt. Damit weiß der Reeder, dass sein Schiff die geforderte Geschwindigkeit erreicht, die Werft hat Gewissheit, dass die Zeichnungen stimmen, und der Charterer kann sich darauf verlassen, dass er den Zeitplan mit seinem neuen Schiff einhält.

Zu den Kunden der HSVA zählen Containerschiffsreedereien wie Maersk, MSC oder die Norddeutsche Reederei H. Schuldt aus Hamburg. Deren Technischer Direktor, Niels Kaiser, hat hier schon einige Schiffe testen lassen und schätzt die unabhängige Expertise: "Die wissen was zu tun ist, um ein Schiff auf seine Verwendungsnische hin optimal auszulegen."

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