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IFA 2017 in Berlin: Erste Ausblicke auf Trends, Neuheiten & Highlights

Eine kurze Vorschau auf die relevanten Themen der Internationalen Funkausstellung 2017 gab es bereits am vergangenen Dienstag

Zwei Monate vor der eigentlichen Messe haben sich Experten und Pressevertreter im Berliner Congress Center am Alexanderplatz versammelt, um die aktuellen Trends und Entwicklungen rund um Consumer und Home Electronics auf der IFA zu besprechen. Der thematische Fokus liegt den Veranstaltern zufolge in diesem Jahr vor allem auf dem Internet der Dinge (IoT), also der fortschreitenden Gerätevernetzung und der Kommunikation zwischen diesen Geräten, sowie auf 360-Grad-Filmen und Virtual Reality.

PC übertrumpft TV

Laut gfu-Vorstandsvorsitzendem Hans-Joachim Kamp, der die Ergebnisse der diesjährigen Online-Repräsentativ-Befragung der gfu präsentierte, lieferte die Auswertung gleich mehrere Überraschungen für die IFA 2017: So repräsentiert der PC erstmalig noch vor dem Fernseher das am meisten genutzte Technikprodukt im Haushalt, während die Anschaffungsbereitschaft für Kleingeräte, wie Smartphones und Geräte für die elektronische Körperpflege, so hoch wie nie ist.

TV und SmartTV lassen sich dennoch nicht unterkriegen

Dennoch, so Kamp, bleibt das Segment TV das größte der Consumer Electronics. Die spiegelt sich laut Studie besonders darin wider, dass die Ausgabebereitschaft der Kunden für Fernsehgeräte signifikant gestiegen ist. Dazu kommt, dass die Mehrheit der Befragten nicht nur mehr Zeit vor dem Fernseher verbringt als in der Vergangenheit, sondern auch verstärkt gewillt ist, für Inhalte zu bezahlen. Immerhin 42% der Haushalte sind außerdem im Besitz eines SmartTV.

VR stößt auf allgemeines Desinteresse

Noch immer unterrepräsentiert ist im Vergleich dazu der Bereich Virtual Reality (VR). Lediglich vier Prozent der Umfrageteilnehmer haben ein entsprechendes Gerät zu Hause, rund zwei Drittel zeigen keinerlei Interesse an VR. Auf der Internationalen Funkausstellung wird die virtuelle Realität aber dennoch gut vertreten sein.

Bei vernetzter Gesundheit ist sich die Nation uneinig

Die Befragung zu vernetzter Gesundheit zeigte eine gespaltene Gesellschaft, die sich einerseits für die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte und Kosteneinsparung durch Telemedizin ausspricht, andererseits aber große Bedenken gegenüber Datenmissbrauch und dem Verlust der persönlichen Arzt-Patient-Beziehung äußert.

Smarte Hörgeräte gegen gesellschaftliche Stigmatisierung

Ein Fallbeispiel für vernetzte Gesundheitstechnologie wurde von Joachim Gast, dem Geschäftsführer der GN Hearing GmbH ( zur Webseite, auf der IFA zu finden in Halle 4.2/ 205), vorgestellt. Das smarte Hörgerät soll vor allem der Stigmatisierung, die mit eingeschränktem Hörvermögen immer noch einhergeht, sowie der damit verbundenen gesellschaftlichen Isolation entgegenwirken. Exemplarisch dafür seien Aussagen Betroffener wie „Die jungen Leute nuscheln heute alle so. Sogar die Nachrichtensprecher."

Das Konzept sieht vor, per App persönliche Einstellungen vorzunehmen, die auch per Geotagging automatisiert abgerufen werden können. Zusätzliche Features beinhalten Soundstreaming, zum Beispiel für das Einspielen von Radiosendern, aber auch für diskret eingespielte Übersetzungen anderer Sprachen. Die Sorge, dass besonders ältere Menschen eingeschränkten Zugang zur Steuerungs-App haben könnten, wies Gast zurück und berief sich dabei auf die hohe Download-Rate.

„Vernetzte Geräte sollten über Energie sprechen"

Zum Thema Vernetzung erklärte Detlef Niehaus, Entwicklungsleiter Vernetzungskomponenten und Vorentwicklung bei der Miele & Cie. KG ( mehr Infos), wie wichtig es sei, Geräten beizubringen, „miteinander über Energie zu sprechen". Hintergrund ist das smarte Management der zur Verfügung stehenden Ressourcen, die von den Geräten je nach Bedarf eigenständig untereinander aufgeteilt werden sollen. Dazu setzt sich der eingetragene Verein EEBus Initiative e.V. ( hier geht's zum Projekt) für eine globale Energie-Sprache ein, um die reibungslose Kommunikation von Geräten über Branchen und Regionen hinaus zu garantieren.

Im „bot universe" wachsen die Geräte-Fähigkeiten

Eine weitere Vision zukünftiger Netzwerke sieht „Device Bots" vor, die jedes simple Gerät mit Intelligenz ausstatten, die jedoch völlig unabhängig vom Hardware-Hersteller bleiben soll. Am Beispiel eines Kaffeeautomaten erklärte Martin Vesper, CEO der digitalSTROM AG ( hier gibt es Details, ihr findet das Unternehmen in der IFA-Halle 2.1/ 101), wie ein solcher Bot das Gerät mit dem Netz, Sensoren, statistischen, kognitiven und adaptiven Diensten sowie maschinellem Lernen verknüpft, um ihm mehr Fähigkeiten zu verleihen. Auf diese Weise bekommt der Kaffeeautomat Informationen darüber, wie Kaffee zubereitet wird, über den Kaffee selbst, aber auch über die Präferenzen des Users durch Mensch-Maschine-Kommunikation und Gesichtserkennung. Ein „bot universe" dieser Art soll laut Vesper wegführen von der reinen Steuerungslogik hin zu smarten Geräten, die sich per Updates über die Zeit weiterentwickeln, ohne dass der Nutzer regelmäßig neue Hardware benötigt.

„Neue Technologien sind manchmal alte Hüte"

Weg von realen und hin zu virtuellen Entwicklungen: Dr. Ralf Schäfer vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut ( zur Webseite, Stand-Demo in der IFA-Halle 26/ 219a & b) erläuterte zum momentanen Hype rund um Virtual Reality zunächst, dass es sich dabei kaum um eine völlig neue technologische Errungenschaft handelt. Bereits 1897 sei mit 360-Grad-Filmen experimentiert worden. Heute würde dem Markt zwar ein riesiges, exponentielles Wachstum prognostiziert, aber wie im Fall der 3D-Technologie wäre dies laut Schäfer kein Garant für tatsächlichen Erfolg.

Seinen Ausführungen zufolge liegt der Reifegrad von VR-Geräten noch am Anfang dessen, was beispielsweise für das menschliche Auge am besten wäre. Die gegenwärtig erreichte niedrige Auflösung von 1-2K pro Auge würde dazu führen, dass Nutzer wie durch eine Lupe auf das Display schauen. Tatsächlich notwendig seien 8K pro Auge, eine Bildauflösung, die Schäfers Ansicht nach frühestens in vier bis fünf Jahren für VR zur Verfügung steht. Zukunftsmusik sei es auch, ein Virtual-Reality-Erlebnis mit sechs Freiheitsgraden zu schaffen. In diesem Szenario kann der User sich mit der VR-Brille frei im Raum bewegen, Umgebungen in 360 Grad erkunden und mit virtuellen Objekten interagieren. Aufgrund des Mangels entsprechender Räumlichkeiten und bestehender Sicherheitsrisiken ist diese Anwendungsmethode für den Alltag heute noch stark eingeschränkt.

Fazit

Die vorgestellten Trends und Produkte der kommenden IFA 2017 in Berlin bieten interessante Einblicke in das potenzielle Konsumentenverhalten im Bereich Consumer Electronics. Dass sich laut oben genannter Umfrage eine deutliche Mehrheit nicht für Virtual Reality interessiert, ist beispielsweise im Angesicht des Hypes ein überraschender Aspekt, verwundert allerdings nicht, wenn man bedenkt, dass sich die Anwendungsmöglichkeiten im normalen Alltag bisher an einer Hand abzählen lassen.

Dass sich das TV-Segment dagegen weiterhin an der Spitze behauptet, auch wenn der PC in diesem Jahr minimal die Nase vorn hat, scheint eine logische Entwicklung angesichts der Verbreitung von Video-on-Demand-Formaten, dem zunehmenden Angebot an smarten Geräten, steigender Auflösung sowie immer größeren Bildschirmen.

Im Großen und Ganzen werden sich Besucher der Iinternationalen Funkausstellung also auch in diesem Jahr wieder an den Evergreens satt sehen können - auf Fernseher, PC und Smartphone muss niemand bei der Messe verzichten. Spannender werden dagegen Geräte, wie das smarte Hörgerät, die alltagstauglich sind, einen gesellschaftlichen Nutzen haben oder bestehende Fähigkeiten auf ungeahnte Weise erweitern.

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