Hamburg - Mit starrem Blick sitzt er da, als ginge ihn das alles nichts an.
Prozess gegen Arkadiusz W. (35) am Landgericht. Ein Mann mit groben Gesichtszügen, raspelkurzem Haar, dicker Narbe am Hals. Vor seiner U-Haft gehörte er zur Trinker-Szene am Bahnhof Altona, nun ist er angeklagt wegen heimtückischen Mordversuchs (3 bis 15 Jahre Haft).
Die Staatsanwaltschaft ist sicher: Am 13. Juni zündete W. einen Obdachlosen am Bahnhof Altona an.Das Opfer, Christopher A. (35), sagte am Mittwoch aus: „Ich habe in dieser Nacht auf dem WC geschlafen, weil ich mega breit war. Ich bin wach geworden und hab' gebrannt."
Sein Pulli stand in Flammen! A. riss ihn sich vom Leibe und goss Bier darüber.Der Richter: „Kennen Sie den Angeklagten?"
Christopher A. schaut zu Arkadiusz W. herüber, sagt: „Wir sind Freunde. Wir haben noch nie Streit gehabt. Im Gegenteil: Wir haben zusammen getrunken und unsere Jacken geteilt, wenn uns kalt war."
Wer ihn angezündet hat? Weiß er angeblich nicht. Gewalt gegen ObdachloseDoch die Polizei fand ein Video der Tat auf dem Handy von Arkadiusz W. Offenbar gefilmt von einem Kumpel. Und der Pole ist wegen weiterer Wahnsinns-Taten gegen Obdachlose angeklagt.
Am 17. Mai soll er Piotr T. (47) am Hachmannplatz hinterrücks mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, T. ging zu Boden.Nur zwei Tage später soll er gegenüber der Lidl-Filiale im Bahnhof Altona den Schlafsack von Ulrich Th. († 52) angezündet haben.
Beide Opfer konnte das Gericht nicht vorladen. Piotr T. tauchte unter, Ulrich Th. verstarb am 5. Dezember in einer Lübecker Notunterkunft.Dafür sagt Bundespolizist Jörn H. aus. Als Christopher A. angezündet wurde, hatte er Frühdienst im Bahnhof Altona und vernahm Arkadiusz W.: „Er war äußerst aggressiv, verhielt sich bedrohlich. Wir haben ihn in eine Zelle geschlossen." Freunde seien das Opfer und der mutmaßliche Täter nicht gewesen.
Der Angeklagte schweigt. Der Prozess wird fortgesetzt.