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Die Seele soll erhalten bleiben!

In Wacker's Kaffee-Geschäft, dem Stammhaus am Kornmarkt, duftet es nach frischem Kaffee. Goldene Tüten stapeln sich auf einer alten Holztheke, an der Kaffeetheke daneben herrscht besonders um die Mittagszeit reger Betrieb. Hinten im Laden stehen ein paar kleine Tische, an der Wand hängen Bilder vom alten Frankfurt sowie ein Portrait der Gründerin von Wacker's Kaffee, Luise Wacker.

 

Das Kaffeehaus wirkt urig, alt, gemütlich und zugleich lebendig. So wie schon seit vielen Jahren, denn geändert hat sich seither nicht viel an der Inneneinrichtung, was die vielen Kunden zu schätzen wissen. Außen an der Scheibe hängt ein Zettel mit einer Information, die bei einigen Kunden für einen kurzen Moment der Besorgnis gesorgt hat: Wacker's Kaffee kündigt an, in den nächsten Monaten sein Stammhaus zu sanieren.


Die Seele soll erhalten bleiben 

Nicole Busold, die Urenkelin von Luise Wacker, beruhigt: „Wir nutzen die einmalige Gelegenheit, das Geschäft wieder fit zu machen! Währenddessen können wir nämlich in das alte Tabakgeschäft nebenan ziehen." Die Stammkunden von Wacker's Kaffee können also aufatmen, Kaffee wird es weiterhin geben. Auch an der Einrichtung des Stammhauses soll sich nicht groß etwas ändern. Es gehe hauptsächlich darum, sich um den Strom zu kümmern, die Wände zu streichen und den Boden und das Bad zu sanieren, so Busold. Die Einrichtungsgegenstände, die Wacker's Kaffee seinen besonderen Charme verleihen, werden aufgearbeitet, aber nicht verändert. „Die Theke ist noch von meiner Urgroßmutter und wird nun abgeschliffen und dann neu lackiert", erzählt Busold. „Die Seele soll erhalten bleiben!"


Umgezogen werde in circa drei Wochen. „Dann wird es wahrscheinlich maximal drei Monate dauern, zumindest ist das der Plan", erklärt Busold. Mit 16 Jahren hat sie als Aushilfe in Wacker's Kaffee-Geschäft angefangen. Nun ist sie 31 Jahre alt und für das Stammhaus am Kornmarkt verantwortlich. 


Wacker's Kaffee - ein Teil von Frankfurt 

„Das erste Mal im Kaffeehaus Wacker war ich, als ich gerade mein Praktikum bei einer Bank in Frankfurt gemacht habe. Am zweiten Tag fragten mich meine Kollegen, ob ich mit zu dem ‚Café für Erwachsene' wolle. Ich habe mich ganz geehrt gefühlt!" erzählt Sybille Becker, eine regelmäßige Kundin des Kultcafés.


„Als ich dann anfing in Frankfurt fest zu arbeiten, bin ich natürlich weiterhin zum Café Wacker. Dort trifft man eigentlich immer ehemalige Kollegen oder andere Bänker", so Becker weiter. Alleine schon das Anstehen in der Schlange sei ein Event. Nie ginge etwas bei der Bestellung durcheinander und die Bedienung merke sich alle Bestellungen in der ganzen Schlange, die manchmal bis zur Tür geht: „Es ist wahrscheinlich die einzige Schlange in Frankfurt, in der man gerne steht und unter anderem über den wunderbaren Kaffeeduft philosophieren kann." 


Sybille Becker hofft, dass sich durch den Umbau nicht zu viel ändert in ihrem Lieblingscafé. „Wacker's Kaffee ist - so wie es jetzt ist - einfach eine Frankfurter Institution." Das sieht auch Olli so, der mit einem Freund gegenüber vom Stammhaus an einer Mauer steht und seinen Kaffee trinkt. „Wenn es modernisiert werden würde, dann wäre es nicht mehr das Wacker und das gehört einfach zu Frankfurt!"

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