Der ehemalige Ko-Vorsitzende der pro-kurdischen HDP, Selahattin Demirtas, hat auf seinem Twitter-Kanal angekündigt, dass er bei den Wahlen in der Türkei am 14. Mai für Oppositionsführer Kılıcdaroglu stimmen wird.
„Herr Kılıcdaroglu, der 13. Präsident der Türkei, möge Gott Ihren Weg segnen. Meine Stimme gilt Ihnen." Demirtas sitzt seit 2016 trotz Kritik des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) wegen Terrorvorwürfen in Haft.
Seine Anhänger folgen Demirtas' WahlempfehlungPräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet ihn und seine Partei regelmäßig als politischen Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, was die HDP bis heute zurückweist. In den sozialen Medien wird Demirtas' Wahlempfehlung kontrovers diskutiert.
„Wir tun, was Präsident Selo (so wird Demirtas von seinen Anhänger:innen genannt) uns sagt" - mit Sätzen wie diesem begrüßen oppositionelle Kurd:innen die Aufforderung, am 14. Mai die kemalistische CHP zu wählen.
Kılıcdaroglu sichert Demirtas seine Freilassung zuAndere dagegen kritisieren, dass Demirtas die Kurd:innen für eigene politische Zwecke manipuliere. „Was auch immer die CHP Ihnen versprochen hat, Sie arbeiten härter für Kılıcdaroglu als die CHP selbst", schreibt ein Nutzer unter Demirtas' Beitrag, der mehr als 22.000 Mal geteilt wurde.
Ein Berater Kılıcdaroglus kündigte vor einem Monat an, dass der Kurdenpolitiker im Falle einer Regierungsübernahme durch die Opposition freigelassen werde.
Demirtas gilt als Führungsfigur der Kurd:innen. Diese versammelten sich Anfang der Woche in Städten wie Van und Agri im Nordosten der Türkei zu Tausenden, um Kılıcdaroglu als Erdogan-Rivalen vor einer Kundgebung zu begrüßen.
© action press/Depo Photos via ZUMA Press WireIn seiner Rede in Van hat Kılıcdaroglu die AKP für die Zwangsverwaltungen in der Vergangenheit kritisiert. „Ich werde die seltsamen Praktiken, die man Treuhandverwaltung nennt, vollständig beenden", rief er der Menge zu, die daraufhin in Jubel ausbrach.
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Kılıcdaroglu bezieht sich dabei auf die Kommunalwahlen im März 2019, als drei Bürgermeister:innen in den Städten Diyarbakır, Mardin und Van per Dekret aus dem Amt entlassen wurden. Ernannt wurden an ihrer Stelle die Zweitplatzierten, fast alle von ihnen gehörten der AKP an.
Um die Gunst der knapp 15 Millionen Kurd:innen im Land wird nicht umsonst gebuhlt. Ihr Wahlverhalten wird die Abstimmung entscheidend beeinflussen.