Peter Plate: Meine Schwester ist sieben Jahre jünger und hörte früher zum Einschlafen immer „Bibi Blocksberg". Ich hatte als Jugendlicher das leidige Durchgangszimmer und musste gezwungenermaßen mithören. Ich war also nicht ganz ahnungslos.
Ulf Sommer: Ich bin ein Ostkind und hatte nur von „Bibi Blocksberg" gehört. „Bibi & Tina" hielt ich anfangs nur für einen komischen Arbeitstitel. (lacht)
Hattet ihr Bauchschmerzen, Musik für Kinderfilme zu schreiben?Peter Plate: Nein, die Anfrage kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich haderte zu dieser Zeit sehr mit meiner eigenen Kinderlosigkeit. Zum Glück habe ich aber tolle Nichten und Neffen, dank „Bibi & Tina" war ich wieder der coolste Onkel der Welt. Außerdem reizte uns die Herausforderung. Mit herkömmlicher Kindermusik konnten wir wenig anfangen und wollten Popmusik schreiben, die den Kindern Spaß macht und den Eltern ein Lächeln beschert.
Ulf Sommer: Dazu kommt, dass wir die Arbeit von Detlev Buck sehr schätzen und uns sicher waren, dass es gute Kinderfilme werden.
Gerade ist ein Best-of eurer Songs erschienen - interpretiert von deutschen Musikgrößen. Wie überzeugt man Sido und Olli Schulz, „Bibi & Tina"-Songs zu singen?Peter Plate: Geld ist nicht geflossen. Die Best-of-CD ist eher ein Leidenschaftsprojekt ohne große Plattenfirma im Rücken. Wir schrieben unsere Lieblingskünstler an und bekamen viele begeisterte Zusagen. Das freut uns, denn wir wollten bewusst Genre-Grenzen einreißen. Diese Idee fanden alle Künstler toll.
Ulf Sommer: Die eigenen Kinder waren auch ein wichtiger Faktor. Sido ist engagierter Vater und war sofort Feuer und Flamme. Er sagte uns, dass er endlich mal Musik machen wolle, die auch seine Kinder cool finden.
Warum gibt es keinen „Bibi & Tina"-Song von Rosenstolz auf der CD?Peter Plate: Weil ich als Produzent und Songwriter in der zweiten Reihe sehr glücklich bin. Ich habe schon als Kind am liebsten für mein Aufnahmegerät gesungen und wollte nie auf die große Bühne. Songs zu schreiben war immer mein erklärtes Ziel. Heute genieße ich den Luxus, mit so vielen tollen Musikern zusammenzuarbeiten.
Habt ihr ein Erfolgsrezept für eure Kindersongs?Peter Plate: Schön wär's! Songs für „Bibi & Tina" zu schreiben macht uns Spaß, und deshalb stecken wir viel Leidenschaft in die Arbeit. Das hört man hoffentlich auch.
Ulf Sommer: Unsere Freunde sagen immer, wir wären so fleißig. Das stimmt allerdings nur bei Herzensprojekten. Und das war „Bibi & Tina" definitiv. Wir haben sehr intensiv an den Texten und Melodien gearbeitet und genauso viel Leidenschaft und Schweiß investiert wie in „erwachsene" Projekte.
Holt ihr euch Feedback von Kindern?Peter Plate: Unsere Neffen und Nichten sind die härtesten und besten Kritiker. Kinder sind wunderbar ehrlich in ihrem Urteil und relativieren nicht unnötig. Wenn sie einen Song noch einmal hören wollen oder anfangen zu tanzen, sind wir auf der richtigen Spur. Springt der Funke nicht über, wird der Song verworfen.
Ulf Sommer: Dieses direkte Feedback ist für uns sehr wertvoll. Die Kinder sind fähiger als mancher Experte in der Musikbranche. (lacht)
Bekommt ihr auch Feedback von Eltern?Peter Plate: Ich gehe regelmäßig mit meinem Hund im Park spazieren. Wenn ich dabei vor sechs Jahren Menschen begegnete, war ich der von Rosenstolz. Heute werde ich eher auf „Bibi & Tina" angesprochen. Dabei kriege ich oft tolles Feedback von den Eltern. Viele hören unsere Musik genauso gern wie ihre Kinder.
Es gibt nicht nur eine neue CD, sondern auch ein neues „Bibi & Tina"-Musical von euch. Was erwartet die jungen Fans dort?Peter Plate: Ein neues „Bibi & Tina"-Abenteuer mit den Songs aus den Filmen.
Ulf Sommer: Es ist ein wenig wie „Mamma Mia!" für Kinder. Beim ersten Teil haben die Kinder von vorn bis hinten jeden Song mitgesungen und für eine richtig tolle Stimmung in den Hallen gesorgt.
Bei so viel Leidenschaft für „Bibi & Tina" drängt sich mir eine Frage auf. Hört ihr auch zum Einschlafen die Hörspiele?Peter Plate: Ich höre vor dem Einschlafen lieber Nachrichten.
Ulf Sommer: Und ich bevorzuge ein Buch. Dafür lieben wir die Filme. Detlev Buck hat es geschafft, die Genres Musik- und Kinderfilm zusammenzubringen.
Eine letzte Frage: Ihr habt gerade eine neue Rosenstolz-Single rausgebracht. Liegt eure Zukunft eher in der Kindermusik oder im Erwachsenen-Pop?Peter Plate: Anna und ich wollen im Moment nicht zurück auf die Bühne, wir bringen nur eine Zusammenstellung unserer schönsten Lieder heraus. Anna hat ihre Solokarriere, ich liebe die Arbeit im Tonstudio. Das ist im Moment perfekt. Was in Zukunft kommt, kann keiner sagen. Das gilt übrigens auch für die Kindermusik. Im Moment arbeiten wir gerade an einem noch geheimen Projekt.
Ulf Sommer: Darüber dürfen wir leider noch nicht sprechen. Nur so viel: Wir werden weiter Musik für Kinder machen und Songs für tolle deutsche Künstler schreiben.
Von Birk Grüling