Meine ersten Ideen hatte ich bereits mit 19 Jahren, kurz nach dem Abitur. Gründen liegt mir quasi im Blut. Meine Eltern sind beide Unternehmer. Dadurch habe ich hautnah die Vor- und Nachteile des Gründerlebens erlebt. Ganz unabhängig davon wollte ich immer meine eigenen Vorstellungen von Arbeit verwirklichen, ganz fernab von starren Konzernvorgaben. Deshalb habe ich im Studium mehrere Ordner angelegt, in denen ich Gründungsideen gesammelt habe.
Was macht eine Gründungsidee erfolgreich?Ich habe immer hinterfragt, ob die Idee wirklich groß genug ist, um damit auch Investoren und Kunden zu finden. Außerdem muss ich mich mit der Geschäftsidee zu 100 Prozent identifizieren können. Wirtschaftlicher Erfolg allein zählt nicht. Erst bei Fox & Sheep hat alles gepasst. Ich kenne mich mit kindgerechten Spielen aus und hatte Investoren an der Hand. Auch ein gutes Team samt Co-Gründer war schnell gefunden. Dazu kam der günstige Zeitpunkt. Das iPad war erst seit einem halben Jahr auf dem Markt, und es gab noch wenig Konkurrenz.
Welche Skills sollten Gründer mitbringen?Man darf sich für nichts zu schade sein. Unternehmensgründer zu sein bedeutet nicht, dass man nur Arbeit an andere abgibt. Tatsächlich muss man sich eher die Hände schmutzig machen und jeden Baustein seines Unternehmens genau kennenlernen. Neben diesem Fleiß ist Mut eine wichtige Eigenschaft. Auch eine langfristige Leidenschaft für seine Idee wäre gut. Gründen ist in der Regel kein Sprint, sondern ein Marathon.
Gibt es weibliche Erfolgsfaktoren?Ja, Frauen sind stärker auf den Menschen fokussiert. Sie interessiert, wie es dem Team geht, und sie schaffen bewusst eine gute Arbeitsatmosphäre. Von dieser Kultur profitieren viele Unternehmen. Auch in Sachen Fachkompetenz sind viele Frauen sehr stark. Gleichzeitig tun sie sich aber schwerer damit, diese Fähigkeiten auch zu vermarkten. Ich empfehle deshalb allen jungen Frauen, sich schon in der Ausbildung um ein souveränes Auftreten und Selbstmarketing zu bemühen.
Die meisten Gründer sind immer noch männlich. Auch viele technische Berufe sind noch männerdominiert. Haben es Frauen in solchen Domänen schwerer?Ja und nein. Einerseits bekommen Frauen, die gut in ihrem Fach sind, in einer Männerdomäne mehr Aufmerksamkeit. Begreifen sie das als Chance, kann diese Aufmerksamkeit für die eigene Karriere sehr hilfreich sein. Mir hat jedenfalls der Exotinnen-Status als einzige Gründerin vor Investoren oder auf Konferenzen immer sehr geholfen. Schwieriger wird es andererseits an den Hochschulen. Hier gibt es einen großen Nachholbedarf darin, Studiengänge geschlechterneutraler zu gestalten. Niemand macht sich in der Informatik oder dem Maschinenbau Gedanken dazu, ob Frauen vielleicht anders lernen, Gruppenarbeiten mehr schätzen oder starken Austausch mit ihren Kommilitonen suchen. Das schreckt viele gute Frauen ab.
Das Interview führte Birk Grüling.