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Chelsea Manning beginnt Hungerstreik

Whistleblowerin Chelsea Manning hat am vergangenen Freitag bekannt gegeben, dass sie vorhat, in einen Hungerstreik zu treten. Damit protestiert die ehemalige Militär-Analystin gegen die schlechte Behandlung im Militär-Gefängnis.

Hungerstreik angekündigt

Manning leitete im Jahr 2010 zahlreiche Geheimdokumente der US-Regierung an die Plattform WikiLeaks weiter. Sie sitzt während ihres Whistleblowing-Akts derzeit eine 35-jährige Haftstrafe ab. Von Beginn an wurde sie im Gefängnis schlecht behandelt. Schon während ihrer Untersuchungshaft sorgten Berichte für Aufsehen, sie werde schikaniert und sogar in Einzelhaft gehalten - eine Behandlung, die die UN als Folter einstuft.

In den letzten Jahren prangerte Manning insbesondere immer wieder an, dass die Gefängnis-Autoritäten keinerlei Rücksicht auf ihre Transidentität nehmen. Im September 2014 verklagte sie die Autoritäten deswegen. Das führte dazu, dass sie Anfang 201e5 eine Hormon-Therapie beginnen konnte. In anderer Hinsicht haben sich die Haftbedingungen allerdings nicht verbessert. So sitzt Manning nur mit männlichen Gefangenen zusammen im Gefängnis und darf sich die Haare nicht auf die für Frauen zulässige Länge wachsen lassen, was sie sich schon lange wünscht.

Um gegen diese Behandlung zu protestieren, hat Manning nun einen Hungerstreik angekündigt. Das berichtet das „Chelsea Manning Support Network" unter Berufung auf eine Stellungnahme der Whistleblowerin.

Manning will den Hungerstreik nur beenden, wenn die US-Armee ihr schriftlich zusichert, dass sie sämtliche von Ärzten und Psychologen empfohlenen Behandlungen für ihre Geschlechts-Dysphorie bekommt, und dass das „High-Tech-Mobbing" der Armee gegen sie aufhört. Unter letzterem versteht Manning, wie sie erklärt, „die konstante, absichtliche und übereifrige bürokratische Kontrolle durch Gefängnis- und Militär-Verantwortliche".

Chelsea Manning ist verzweifelt

Vor Kurzem war Manning angesichts ihrer schwierigen Situation so verzweifelt, dass sie sogar einen Suizid-Versuch unternahm. Statt ihre Situation zu verbessern, wertete die Gefängnis-Leitung dies als Verstoß gegen die Gefängnis-Vorschriften und drohte ihr mit Sanktionen bis hin zur Einzelhaft.

Daher greift Manning nun zum drastischen Mittel des Hungerstreiks. Ihre Anträge und Gesuche seien „ignoriert, verzögert, verspottet, mit Kleinigkeiten und Lippenbekenntnissen beantwortet" worden, berichtet die Whistleblowerin verzweifelt. Sie brauche Hilfe wegen ihrer Transidentität und bekomme keine. Damit könne sie nicht länger leben.

Sie werde sich von den Autoritäten nicht länger schikanieren lassen, so Manning. Alles, was sie wolle, sei Würde und Respekt, wie sie jedem menschlichen Wesen zustehen. Stattdessen seien ihr nur immer neue Schmerzen zugefügt worden.

Jetzt, so Manning, werde sie „nicht länger bitten, sondern fordern". Bis auf weiteres, so kündigte sie an, werde sie freiwillig weder ihre Haare schneiden, noch essen oder irgendein Getränk außer Wasser trinken. Davon abgesehen werde sie sich an alle Gefängnis-Vorschriften halten.

„Dies ist ein friedlicher Akt," schreibt Manning, „Ich werde versuchen, dies, von meiner Seite her, so friedlich und gewaltfrei wie möglich zu halten. Jede physische Gewalt, die mir vonseiten des militärischen oder zivilen Personals zugefügt wird, wird unötig und von Rachsucht getrieben sein. Ich werde keinen physischen Widerstand leisten und keiner anderen Person Schaden zufügen." Zudem habe sie eine Patientenverfügung unterschrieben. Diese verbiete medizinischem Personal, sie wiederzubeleben, ihre Haare zu kürzen oder sie zwangsweise zu ernähren.

„Bis mir wieder als menschlichem Wesen Würde und Respekt gezeigt werden, bin ich entschlossen, die vor mir liegenden Schmerzen zu ertragen," schließt Manning ihre Stellungnahme, „Ich bin mental und emotional auf das alles vorbereitet. Ich erwarte, dass diese Tortur lange andauern wird. Womöglich, bis ich permanent handlungsunfähig bin, oder bis zu meinem Tod. Ich bin dazu bereit. Ich brauche Hilfe. Bitte helft mir."

Anwalt zeigt sich besorgt

Mannings Anwalt, Chase Strangio von der Bürgerrechts-Organisation ACLU, bestätigt Mannings Aussagen über den begonnenen Hungersteik. Er sei „zutiefst betrübt und sehr besorgt um Chelseas Wohlergehen", erklärt er in einer Stellungnahme. Er betont, es sei schon lange klar gewesen, dass das Verhalten der Autoritäten das Wohlergehen und die Sicherheit seiner Mandantin ernsthaft gefährde. Trotz allem sei er allerdings „zuversichtlich, dass die Gerechtigkeit am Ende siegen wird", so der Anwalt. Er hoffe aber, dass die Regierung nicht erst das Ende der laufenden Verfahren abwarten, sondern von sich aus das Richtige tun werde.

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