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Focus Online

Jeder kann zum Superhirn werden - der Erfolg hängt von 6 Faktoren ab


"Aktives Lernen": Nobelpreisträger entwickelt Lehrmethode: Wie jeder zum Superhirn werden kann

Dumm geboren und nichts dazugelernt? Das gibt es nicht. Physik-Nobelpreisträger Carl Wieman ist sich sicher: Talent und Begabung werden überschätzt, jeder kann sich einen bestimmten Lernstoff aneignen. Der Erfolg hängt auch nicht so sehr vom Lehrer oder Dozenten, sondern von dessen Lehrmethode ab.

Charisma, Erfahrung, Sympathie: Was sich viele Studenten von ihrem Dozenten wünschen, ist einer Studie zufolge für den Lernerfolg oft gar nicht so wichtig. Stattdessen profitieren Studenten viel stärker von der richtigen Lehrmethode ihres Professors. Zu diesem Ergebnis kommt Physik-Nobelpreisträger Carl Wieman - und hat daraus die Methode des "aktiven Lernens" entwickelt.

Er widerspricht damit vor allem der These, dass es Menschen gibt, die für Naturwissenschaften einfach nicht begabt sind. Mit der richtigen Methode kann also jeder zum "Superhirn" werden. "Im Prinzip sind alle dafür geeignet", sagt auch Wiemann im Interview mit dem Portal "Humans of Science":

"Die Schüler und Studenten lernen, weil sie ihr eigenes Verständnis für die Materie entwickeln", schreibt Wieman in seinem Blog. Seine Erkenntnisse hat er aus dem Uni-Labor in die Klassenzimmer transferiert. "Der Trick ist, Lern-Aktivitäten anzubieten, die die Kinder gerne machen." Dazu gehören:

Die Menge des Lernstoffs sollte überschaubar sein. Mit den Schülern diskutieren, warum das Thema relevant für sie ist - abseits der Noten... Im Klassenzimmer miteinander lernen und so die Schüler begeistern Mit klugen Hausaufgaben das Thema vertiefen Lieber nur zuhören als auch noch mitschreiben 1. Wie gut man lernt, hängt auch von der Menge ab

Auf die Portion kommt es an. "Ich gebe einem Kind doch auch nur einen Rucksack, den es auch tragen kann", sagt Wieman. Genauso verhalte es sich mit dem Lernstoff. Bekommen Kinder nur eine Aufgabe, werden sie sehr schnell große Fortschritte machen. "Ist der Lernstoff zu viel, geraten sie ins Straucheln und kommen nicht weit." Werden sie überladen, könnten sie gar nichts mehr lernen.

2. Wer versteht, warum das Thema relevant ist, lernt leichter

Wer weiß, worum es geht, ist mehr bei der Sache. "Weshalb es sich lohnt, sich mit einem Thema zu beschäftigen, was es mit der Welt, in der wir leben, zu tun hat und wie es mit Dingen zusammenhängt, die die Schüler bereits wissen. Das motiviert", sagt Wieman.

Lehrer sollten sich deshalb die Zeit nehmen, das Thema mit den Kindern im Vorfeld ausführlich zu bearbeiten. Zeit, die schnell wieder aufgeholt ist.

3. Mit den Hausaufgaben gezielt Reize setzen

Entsprechend dem Wissenstand der Schüler arbeiten diese in kleinen Gruppen. Hier fangen die Schülerinnen und Schüler an, aktiv über die wichtigen Ideen des Themas nachzudenken und es zu verarbeiten. "Nach der Gruppenarbeit wissen sie, worum es geht."

Doch der eigentliche Lerneffekt tritt erst nach der Unterrichtsstunde ein. "Im Klassenzimmer lernen sie, worum es geht. Zuhause verstehen sie es", sagt der Nobelpreisträger und plädiert dafür, dass sich Lehrer mit den Hausaufgaben intensiver beschäftigen als mit dem Unterrichtsstoff. "Nur durch die hochkonzentrierte Nachbereitung zuhause werden diese kleinen Proteine gebildet, die das Langzeitgedächtnis ausmachen."

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Carl Wieman schwört auf Chats, Foren oder Frage-und-Antwort-Listen, die vor Beginn der Stunde gestartet werden, sogenannte Clicks. Ein System, das in den technikaffinen USA sicher weiter verbreitet ist als in Europa. "Die Schüler sind dadurch schon zu Beginn der Stunde im Thema."

5. Zuhören und Mitschreiben schadet nur

Wir haben jetzt genug Daten, die zeigen dass Schüler die besten Testergebnisse erzielten, wenn sie ein Fach zu Hause eine Stunde lang mit gutem Material nachbereiten. Das zweitbeste erzielten Schüler, die dem Unterricht aufmerksam zuhören, sich dabei aber keine Notizen machen. Interessanterweise haben Schüler, die ganz klassisch gelernt hatten - also beim Frontalunterricht fleißig mitgeschrieben hatten-, die schlechtesten Ergebnisse.

"Wer Notizen macht, muss sich auf mindestens zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren - das ist eine 'kognitive Überlastung'. Wenn Sie versuchen, sich zu viele Dinge gleichzeitig zu merken, werden Sie sich am Ende nur an sehr wenig erinnern."

6. Interaktion besser als ein erfahrener Dozent

Schon vor einigen Jahren hatte Wieman eine Studie durchgeführt, bei der er den Erfolg von unterschiedlichen Lehransätzen untersucht hatte. Damals ging es um einen zwölfwöchigen Physik-Einführungskursen der University of British Columbia ( Kanada). Das Ergebnis: Die Studenten, die von einem wenig erfahrenen Dozenten, der auf einen interaktiven Lehransatz mit Arbeit in kleinen Gruppen und Raum für Diskussionen setzte, unterrichtet wurden, schnitten besser ab. Die andere Gruppe hat mit einem sehr erfahrenen, sehr beliebten Lehrer gearbeitet, der auf Frontalunterricht setzte.

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