In der TV-Serie "Game of Thrones" sterben die Hauptfiguren wie die Fliegen. Der deutsche Tom Wlaschiha hat bisher überlebt. In die Erfolgsserie schaffte er es mit einem iPhone-Video.
"Game of Thrones" fesselt die Massen: Allein in Österreich und Deutschland sahen 12,4 Millionen die fünf Staffeln der Fantasy-Serie. Und das obwohl die Produzenten die Lieblingscharaktere der Fans im Kampf um den Eisernen Thron gerne sterben lassen. Bisher traf es die Rolle von Tom Wlaschiha, Jaqen H'ghar, noch nicht. Im Interview erzählt der deutsche Schauspieler, warum die US-Serie so erfolgreich ist. Und er verrät seine Theorie darüber, wer am Ende auf dem Thron sitzt.
SN: Wie haben Sie es geschafft, sechs Staffel "Game of Thrones" zu überleben?
Wlaschiha: Ich habe bisher nur in der zweiten und der fünften Staffel mitgespielt. Ob ich die sechste überlebe, erfahren Sie erst bei der Ausstrahlung (lacht).
SN: Ich dachte ich könnte Sie ködern.
(lacht) Nein, ich glaube, mein Überleben war Glück. Die Serie ist völlig unberechenbar. Eine Theorie ist, dass man sich nicht zu beliebt beim Publikum machen darf. Sonst ist man garantiert der nächste, der geköpft wird.
SN: Wollen Sie damit sagen, dass Sie unbeliebt sind?
Ich hoffe freilich das Gegenteil.
SN: Warum sterben so viele Hauptcharaktere der Serie?
Es ist wie im richtigen Leben: Da sterben nicht nur die Bösen. "Game of Thrones" ist deshalb so erfolgreich, weil es eine Parallelwelt ist, in die man perfekt eintauchen kann. Und es müssen eben auch Sympathieträger dran glauben.
SN: Weil sie zu viel verdienen.
Das ist eine interessante Theorie, die ich nicht bestätigen kann. Die Fans glauben immer, wir Schauspieler wüssten mehr als sie. Aber das ist nicht so. Es gibt keine Buchvorlagen mehr, die Produzenten haben freie Hand. Niemand sagt dir, wie lange du überlebst.
SN: Ich habe Ihre Rolle noch nicht ganz verstanden. Ist Jagen Priester, Gott, Auftragsmörder?
Ein Gott bin ich nicht. Aber Jagen ist wirklich ein sehr geheimnisvoller Charakter. In der sechsten Staffel werden Sie mehr über die Sekte erfahren, etwa wie sie entstanden ist.
SN: Ist es nicht schwierig, so eine diffuse Rolle zu spielen?
Nein, eigentlich gar nicht. Das Geheimnis entsteht ja beim Zuseher. Ich spiele nur zwei gegensätzliche Szenen hintereinander. Beim Zuseher entsteht dann das Fragezeichen.
SN: Ihr Charakter kann das Gesicht wechseln, wie es ihm beliebt. Wäre das nicht praktisch im Alltag?
In der Fantasyserie hört sich das gut an. Ich bin aber gerade in Los Angeles und sehe jeden Tag Leute, die versuchen, ihr Gesicht zu ändern. Das gelingt nicht besonders gut. Da bleibe ich lieber bei meinem . . .
SN: Wie kam es dazu, dass Sie als deutscher Schauspieler in so einer erfolgreichen US-Serie mitspielen?
Das war das berühmte Quäntchen Glück. Seit Jahren vertritt mich eine Agentur in London. Ich habe mich ein bisschen in der Welt umgeschaut - mit "Game of Thrones" hat es geklappt.
SN: Ich habe etwas von einem iPhone-Video gehört . . .
Ich habe tatsächlich dem Produzenten ein Video geschickt. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Viele Castings laufen so ab, damit die Produzenten mehr Leute sehen können. Dann treffen sie eine Vorauswahl und man wird zu einem richtigen Treffen eingeladen.
SN: Haben Sie erwartet, dass die Serie so erfolgreich ist?
Ich kannte die Serie noch nicht, die erste Staffel war zum Zeitpunkt des Castings noch nicht ausgestrahlt. Man hofft freilich, dass sie erfolgreich ist. Aber dass die Begeisterung solche Ausmaße annimmt, hat selbst die Produzenten überrascht.
SN: Wie geht es weiter mit "Game of Thrones"?
Es gibt große Spekulationen darüber. Vergangene Woche habe ich gehört, dass es nur zwei halbe, kurze Staffeln nach der sechsten geben soll. Ob das stimmt, weiß ich nicht.
SN: Werden Sie am Ende auf dem Eisernen Thron sitzen?
Na selbstverständlich. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber es gibt wahrscheinlichere Kandidaten.
SN: Jetzt bin ich neugierig.
Meine persönliche Theorie ist, dass am Ende niemand auf dem Thron sitzt. Es wird klar, dass das Streben nach absoluter Macht nicht das einzig glücklich machende ist. Aber diese Theorie ist nur Spekulation.
SN: Wie wird Ihr Leben nach der Serie aussehen?
Es wird sein, wie es vor "Game of Thrones" war. Ich will versuchen mit interessanten Regisseuren zusammenzuarbeiten, denn ich will mich weiterentwickeln.
Zur Person Tom Wlaschiha: Der 42-jährige Schauspieler kam in Dohna, Sachsen zur Welt. In Deutschland spielte er etwa in der Serie "Die Rettungsflieger" und "Tatort" mit. Internationales Publikum konnte ihn in "Duell - Enemy at the Gates" und "Operation Walküre - das Stauffenberg Attentat" erleben. Wlaschiha lebt derzeit in Berlin.