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Wählerwanderung: Welche Parteien die meisten Stimmen an die AfD verloren - WELT

Deutschland

Wählerwanderung Welche Parteien die meisten Stimmen an die AfD verloren

„Die AfD hat die Sorgen der Bürger bedient", analysieren Forscher das Ergebnis der Bundestagswahl. Geschickt konnte die AfD ihrer Konkurrenz viele Wähler weglocken. Nur eine Partei war fast immun gegen die Rechtspopulisten.

Bei der Bundestagswahl 2017 kam es zu großen Verschiebungen zwischen den Parteien. Mit der AfD sitzt nun erstmals jene rechtspopulistische Partei im Bundestag, nachdem sie 2013 noch an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war. Ihr gelang es viele Nichtwähler zu mobilisieren: Rund 1,2 Millionen ehemalige Nichtwähler wählten AfD.

Den zweitgrößten Wählerzugang hatte die AfD von der Union: 1,05 Millionen Deutsche, die 2013 CDU oder Union gewählt hatten, machten ihr Kreuz bei den Bundestag-Neulingen. Weniger Wähler-Abflüsse an die AfD hatten SPD (470.000), Linke (400.000) und FDP (40.000) zu erleiden.

Experten führen den Erfolg der Rechtpopulisten unter anderem auf ihre Themensetzung zurück. Sie habe mit den Themen Innere Sicherheit, Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt besonders polarisiert. „Die AfD hat im Wahlkampf die Sorgen der Bürger bedient. Die SPD hat diese Themen im Wahlkampf weitgehend vermieden. Das war offensichtlich der falsche Weg, um Nichtwähler zu mobilisiere n", sagte der Bonner Politikwissenschaftler Volker Kronenberg der WELT.

Umfragen bestätigen seine Analyse. Dem Meinungsforschungsinstitut infratest dimap sagten 99 Prozent der befragten AfD-Wähler, ihre Partei habe besser als die Konkurrenz verstanden, dass sich viele Menschen nicht mehr sicher fühlten. Die AfD hatte im Wahlkampf unter anderem eine Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie eine Ausweisung krimineller Flüchtlinge gefordert.

Zudem bezeichnete die AfD die höhere Anzahl von Muslimen in Deutschland in ihrem Wahlprogramm als „eine zunehmende Gefährdung unseres inneren Friedens". 99 Prozent der AfD-Wähler sehen das genauso und befürworten, dass die Partei den Einfluss des Islam in Deutschland und den Zuzug von Flüchtlingen verringern will.

Offenbar gilt die AfD vielen Wählern Ventil, um ihren Protest auszudrücken. 85 Prozent der Befragten schließen sich dieser These an. Parteienforscher Kronenberg sagt: „Viele Wähler stimmen nicht unbedingt mit allen Inhalten der AfD ein. Sie trauen der AfD aber am ehesten zu, die jetzige Politik zu kritisieren."

Während des Wahlkampfs wurde die AfD immer wieder für rechtsextreme Aussagen kritisiert. So hatte der thüringische Landesvorsitzende der Partei, Björn Höcke, über das Holocaust-Denkmal in Berlin gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Alexander Gauland, Spitzenkandidat der Partei, wollte sich von dieser Aussage, die vom politischen Gegner als rechtsextrem kritisiert wurde, nicht vollumfänglich distanzieren. Offenbar tragen AfD-Wähler ihrer Partei solche Aussagen trotzdem nicht nach. Denn nur jeder zweite von ihnen meint, dass die Partei sich nicht deutlich genug von rechtsextremen Positionen distanziere.

Allerdings muss die Partei auch hinnehmen, dass sich ehemalige Wähler nun für eine andere Partei entschieden haben. Nur jeder vierte Wähler, der 2013 für die AfD votierte, stimmte auch bei dieser Bundestagswahl für sie. Jeder Fünfte entschied sich nun für eine der beiden Unionsparteien - und nur ein Bruchteil für die SPD (10 Prozent), Linke (6 Prozent), FDP (3 Prozent) oder die Grünen (1 Prozent).

Das Wichtigste zur Wahl: Wählerwanderungen der anderen Parteien:

Live im Text: Alle Reaktionen zur und das Geschehen rund um die Bundestagswahl 2017 bei uns im Liveticker.

Live im Bild: Die N24-Sondersendung mit den neuesten Entwicklungen zur Bundestagswahl 2017 im Livestream.

Kommentar von Ulf Poschardt: Merkels CDU, die schlechte Koalitionspartei

Übersicht: Alle Ergebnisse und Grafiken der Bundestagswahl auf einen Blick.

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