Elisabeth Werder

Freie Journalistin & Texterin, Diespeck

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Interview

Gute Aussichten in der Landschaftspflege

Zuwachs von Verbänden und Generationenwechsel in der Landschaftspflege versprechen viele Jobangebote. Gefragt sind verschiedene grüne Fachrichtungen und Kommunikationsfähigkeit.


Interview: Elisabeth Korn


Bernd Blümlein ist stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege e.V. (DVL). Der Diplom-Biologe hat sich schon als Jugendlicher ehrenamtlich für den Naturschutz engagiert. Nach dem Studium arbeitete er zunächst in einem privaten Planungsbüro, bevor er vor gut 20 Jahren über Projektarbeit zum DVL wechselte. Mittlerweile sind sein „Gelände“ die Landwirtschafts- und Umweltschutzministerien auf Bundes- und Länderebene sowie überregionale Fördermittelgeber. Außerdem ist er für die Einstellung von neuem Personal zuständig und weiß, worauf es dabei ankommt.


WILA Arbeitsmarkt: Herr Blümlein, wie gehören Landschaftspflege und Naturschutz zusammen?


Bernd Blümlein: Landschaftspflegeverbände sind keine reinen Naturschutzverbände. Unsere Mitgliedsverbände agieren meist auf Landkreisebene und sind eigene Vereine, bei denen drei Akteure mitwirken: Die Kommunalpolitik, die Naturschutzverbände und die Landwirte. Diese Drittelparität ist so vorgeschrieben und insofern etwas Besonderes, dass für uns Landschaftspflege naturschutz-kooperativ passiert: Wir versuchen im Konsens vorzugehen und nicht mit irgendwelchen Maximalforderungen, die zu Lasten der einen oder anderen Seite gehen können.


Welche Berufe gehören konkret zur Landschaftspflege?


Wir sind keine Landschaftsplaner, sondern Umsetzer. Wenn es einen elaborierten Plan braucht, arbeiten wir mit einem Landschaftsplanungsbüro zusammen – und wir setzen diesen Plan dann um. Dementsprechende akademische Qualifikationen sind bei uns gefragt. Das Spektrum der Mitarbeiter in den Landschaftspflegeorganisationen ist sehr breit gefächert, von Geographen über Agrarwissenschaftler, Biologen, Landespflegern bis hin zu Förstern und anderen grünen Berufen ist alles vertreten.


Heißt das, für den Berufseinstieg braucht es zwingend grüne Kompetenzen?


Bei uns als Dachverband sind grüne Fachkompetenzen eher ein Bonus. Natürlich muss man einen fachlichen Hintergrund mitbringen, aber ansonsten ist es projektabhängig was darüber hinaus gefragt wird: Das kann Mitarbeiterführung sein, Moderation von Gremien und Diskussionsrunden oder auch das Ausschreiben von Projekten und Vergeben von Aufträgen. Bei unseren Mitgliedsverbänden ist das anders, denn die verhandeln mit den Landwirten direkt vor Ort, müssen auch mal draußen im Gelände kartieren oder als Berater fungieren. Auch da nehmen die Vor- und Nachbereitung im Büro und die Verwaltung rund zwei Drittel der Arbeitszeit ein, also es ist kein Job der sich nur draußen abspielt, aber auf jeden Fall noch einmal anders als beim Dachverband DVL direkt.


Wie stehen derzeit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt?


In den letzten Jahren hat sich die Situation der Landschaftspflegeverbände grundsätzlich sehr verbessert, es wurden seit 2013 rund 80 neue Positionen geschaffen und es werden natürlich auch immer wieder Stellen frei. Ich weiß aber auch, dass Kollegen sich teilweise schwertun, geeignetes Personal zu finden. Der Grund dafür ist simpel: In Berufseinsteiger muss der Arbeitgeber meist noch ein oder zwei Jahre investieren, bis sie ihre Aufgabe richtig gut machen können. Bei befristeten Projektstellen muss aber in einer vorgegebenen Zeit möglichst viel passieren. Und ich stelle immer öfter fest, dass gerade Berufseinsteiger Schwierigkeiten haben, Stellenausschreibungen richtig zu lesen und tatsächlich wahrzunehmen, um was es geht. Klar kann man auch mal sagen, das ist jetzt die 200-Prozent-Anforderung die eh fast keiner erfüllen kann, aber man sollte das, was drin steht, schon auch ernst nehmen.


Und wie können Berufseinsteiger/innen dann einen Fuß in die Tür bekommen?


Persönlich finde ich es geschickt, Pflichtpraktika während des Studiums zu nutzen, um sich bemerkbar zu machen und einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn man diese Chancen strategisch gut nutzt und verschiedene Themenbereiche und Arbeitgeber anschaut, bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wo die Reise hingehen könnte. Darüber hinaus ist es enorm wichtig, sich auch unabhängig vom Studium weiterzubilden. Oft sind bei potentiellen Arbeitgebern neben dem Fachwissen weitere Kriterien wichtig, zum Beispiel kommunikative Fähigkeiten, die für den Erfolg eines Projekts ausschlaggebend sein können. Bei der Beratung von Kommunen und Landwirten durch Landschaftspflegeorganisationen ist das zum Beispiel besonders wichtig.

 



Das Interview erschien erstmals im WILA Arbeitsmarkt (2018).