Elisabeth Werder

Freie Journalistin & Texterin, Diespeck

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Meine Must-Haves für das Wochenbett

Die ersten Wochen nach der Geburt sind für Mutter und Kind eine ganz besondere und unvergessliche Zeit: Beide lernen sich kennen, entwickeln Routinen und wachsen in ihre neue Rolle hinein. Aus der Community kam der Wunsch, Euch meine persönlichen Must-Haves für das Wochenbett vorzustellen.


Die ersten zehn Tage nach der Geburt sind das sogenannte Früh-Wochenbett, die folgenden sechs Wochen nennt man Spät-Wochenbett. Der Begriff kommt nicht von ungefähr: In dieser Zeit erholt sich eine Mutter von Schwangerschaft und Geburt, verarbeitet das Geschehene und sammelt Kraft für die kommenden, anstrengenden Monate. Wird man im Wochenbett von einer Hebamme betreut, kommt diese zu Beginn täglich und im weiteren Verlauf in immer größer werdenden Abständen.


Nach neun Monaten Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes braucht der Körper einige Wochen Zeit, um sich in dieser veränderten Lebenssituation zurecht zu finden. Aber nicht nur körperliche, auch seelische Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle: Die enormen Hormonschwankungen können den sogenannten Baby-Blues auslösen. Viele Frauen fühlen sich verwundet und leer, regelrecht einsam, weil die liebgewonnenen Tritte des Bauchbewohners nun nicht mehr zu spüren sind und auf einmal alles neu ist. Emotionen dieser Art sind normal, aber eine zusätzliche Anstrengung.

Umso wichtiger ist eine liebevolle Betreuung. Zeit, Zuneigung und Zuwendung vom Partner und der engsten Familie sind das wichtigste “Must-Have” im Wochenbett. Dazu gehört übrigens auch Hilfe im Haushalt und bei der Versorgung des Babys. Im Idealfall gibt es jemanden, der jeden Tag frisch kocht. Wenn nicht, lassen sich Soßen, Suppen und Aufläufe auch super auf Vorrat kochen und einfrieren. Alternativ gibt es spezielle Wochenbett-Lieferservices, die stärkende und still-gerechte Nahrungsmittel nach Hause liefern (z.B. https://mothersfinest.org/)


Was mir (und meinem Neugeborenen) darüber hinaus im Wochenbett gut getan hat:


Für die Mama

Für das Baby

  • Puck-Tücher (haben wir zwar nicht oft benutzt, aber können echte Lebensretter sein)
  • Baby-Nestchen (zum ablegen tagsüber)
  • Beistellbett (dasselbe haben wir schon im Krankenhaus benutzt)
  • Fläschchen und Pre-Nahrung (bei Bedarf)
  • Schnuller (falls man welche geben möchte)
  • eine Baby-Decke zum einwickeln
  • Windeln und Wickelzubehör

Gerade im Frühwochenbett sind Ruhe und Erholung wichtig für das Wohlergehen von Mutter und Kind. Meist möchte das persönliche Umfeld den neuen Erdenbürger möglichst schnell kennenlernen, was Ersterem im Wege stehen kann. Deshalb sei allen Schwangeren (oder frisch gebackenenen Müttern) eines gesagt: Wer euer Baby wann kennenlernt, entscheidet ihr allein!


Folgender Brief an den idealen Wochenbettbesucher klärt ungeduldige Familienmitglieder, unerfahrene Freundinnen und neugierige Arbeitskollegen darüber augenzwinkernd auf. Teilen ausdrücklich erwünscht!


Lieber idealer Wochenbettbesucher,

Wie schön, dass du erst vorsichtig am Telefon gefragt hast, ob wir uns überhaupt andere Menschen in unserer Familienhöhle vorstellen können. Als wir dir dann nach zwei Wochen einen Termin vorschlugen, hast Du gleich erwidert, dass wir diesen jederzeit wieder absagen können - auch fünf Minuten vorher.

Wir fanden es wundervoll, dass du dich vorher erkundigt hast, ob du irgendwas von unterwegs mitbringen sollst. Vielleicht fährst du unterwegs am besten Italiener der Stadt vorbei oder hast noch selbstgekochte Suppe Zuhause?

Da wir schon (mindestens) ein Kind haben, hast Du nicht ungefragt größere Geschenke mitgebracht. Vielleicht ist es gerade nur etwas aus der Apotheke wie zum Beispiel Stilltee, Heilsalbe, Globuli oder Wochenbettbinden. Wenn du uns den Weg dorthin ersparst, ist das ein riesiges Geschenk für uns.

Du fandest es normal, dass du Mutter und Kind nicht sofort zu Gesicht bekommen hast, weil sie sich gerade zum Stillen zurückgezogen hatten. Stattdessen hast Du mit Papa einen Kaffee getrunken und dich den Geschwisterkindern zugewendet.

Du hast nicht komisch geguckt, weil es etwas chaotisch zuging und Du ungeduscht im Schlafanzug begrüßt wurdest. Da du schon vom Babyblues gehört hast, war es für dich nachvollziehbar, dass die frischgebackene Mama nicht den fröhlichsten Gesichtsausdruck bei eurem Zusammensein hatte.

Vor allem hast Du nicht gefragt, ob Du das Baby mal auf den Arm nehmen darfst. Stattdessen hast Du dich ganz rührend danach erkundigt, wie es uns jetzt geht (und nicht nach Details von der Geburt gefragt, da entscheiden wir lieber selbst, ob und wem wir die erzählen).

Du hast uns gestärkt und Mut gemacht. Besonders beeindruckt hat uns, dass Du am Ende selbst gespürt hast, wann es Zeit war wieder zu gehen - zum Beispiel, weil die Mama ausdauernd gähnt; weil sie antönt, dass die Hebamme noch vorbeikommen wird oder Zeit zum Stillen sei.

Zum Abschied hast du noch gesagt, dass du verstehst, dass wir in den ersten Wochen nicht mit Sack und Pack zu DIR kommen, weil das doch viel zu viel Stress sei.

So ein toller Besuch darf gerne wiederkommen!


Dankbar, deine Wochenbett-Abenteurer





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