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"Albtraum" Barcelona: Paris nach 1:6 in Trümmern - "Schiffbruch" für Emery?

Als der Albtraum Wirklichkeit geworden war, erstarrte Kevin Trapp inmitten seines Strafraums zur Salzsäule. Um ihn herum tobte der Orkan der Emotionen in Barcelonas Fußball-Tempel Camp Nou, die Katalanen auf den Tribünen und dem Rasen wussten gar nicht, wem sie zuerst in die Arme fallen sollten. Trapp verfolgte die Szenerie bald kopfschüttelnd, die Hände in die Hüfte gestützt. Es hatte den Anschein, als realisierte der deutsche Torwart von Paris St. Germain erst nach und nach die Dimension dieses sechsten und historischen Gegentreffers.

Trapp stand im Mittelpunkt des schier unglaublichen 1:6 (0:2)-Debakels im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Barcelona. Schwere Patzer unterliefen dem Ex-Frankfurter zwar nicht, den "Schiffbruch", ja die "Erniedrigung" (jeweils L'Équipe) mit mächtig "Prügel" (Le Parisien) konnte er allerdings auch nicht verhindern. Weltmeister Julian Draxler konnte beinahe froh sein, dass er die Tragödie in der Schlussviertelstunde von der Bank aus mitverfolgen musste. Doch die Schockstarre hatte längst um sich gegriffen.

"Es ist ein Albtraum für alle", sagte der katarische PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi. 4:0 hatten die Franzosen im Hinspiel triumphiert, diesen Vorsprung als erste Mannschaft in der Geschichte der Königsklasse noch verspielt und damit den "Gipfel der Desillusion" erreicht, wie die Tageszeitung L'Équipe am Donnerstag schrieb. Das millionenschwere "Projekt Paris" stehe nun auf dem Prüfstand, für Trainer Unai Emery könnte das Debakel Konsequenzen haben.

"Ob er noch tragbar ist? Das ist nicht der Moment darüber zu reden. Nach diesem Spiel sind wir alle enttäuscht", sagte Al-Khelaifi. Eine Jobgarantie klingt anders, das wusste Emery. "Die Wahrheit ist: Wir haben eine riesige Möglichkeit als Klub ausgelassen", sagte der Spanier.

Bereits nach 147 Sekunden hatte Trapp nach einem Treffer von Luis Suárez das erste Mal den Ball aus dem Netz holen müssen, es folgten ein Eigentor von Layvin Kurzawa (40.) und ein Elfmetertor von Lionel Messi (50.). Nach dem 1:3 durch Edinson Cavani (62.) deutete jedoch nichts auf die Sensation hin. Bis zu den letzten neun Minuten und 13 Sekunden, die auch Trapp und Co. nie wieder vergessen werden.

Ein Freistoß Neymars (88.) schlug zum 1:4 ein, ein unberechtigter Elfmeter des brasilianischen Volkshelden (90.+1) ließ ganz Barcelona an das Wunder glauben. Als der eingewechselte Sergi Roberto nach 94:39 Minuten zum Endstand traf, reklamierte Trapp nur kurz (zu unrecht) Abseits, ehe er sich mit allen Teamkollegen ergab. Während die französischen und spanischen Medien Schiedsrichter Deniz Aytekin schwere Fehler bescheinigten, hielten sich die PSG-Akteure nach ihrer Demontage mit Kritik wohltuend zurück.

"Es gab kein Foul an Suárez, und wir hätten zuvor einen Elfmeter bekommen müssen", merkte Kapitän Thiago Silva mit Blick auf das 1:5 zwar an, "doch wir dürfen nicht dem Schiedsrichter die Schuld geben. Wir waren es, die versagt haben." Und zwar auf ganzer Linie.