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Auftaktsieg mit Schönheitsfehlern: "Wir sind jetzt nicht im siebten Himmel"

Bayern München gewinnt das Eröffnungsspiel der Bundesliga, weil Bayer Leverkusen die Schwächen des Rekordmeisters nicht nutzt. Und weil zum ersten Mal per Videobeweis entschieden wird.


München (SID) Hasan Salihamidzic muss sich an seine neue Rolle wohl erst noch gewöhnen. Als Sportdirektor von Bayern München gehört es zu seinen Aufgaben, auch mal den Finger in die Wunde zu legen, vor allem, wenn diese Wunden offensichtlich sind. Doch von kritischen Anmerkungen hielt er nach dem 3:1 (2:0) des deutschen Rekordmeisters im Eröffnungsspiel der 55. Saison der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen: nichts.

"Es läuft nach Plan", sagte Salihamidzic mit leuchtenden Augen, auf die Frage, welche Defizite er denn gesehen habe, antwortete er fast ein wenig ungehalten. "Was die positiven Dinge waren, das wollen wir doch hören", sagte er, "ich finde es nicht gut, wenn ihr jetzt nur negativ draufhaut." Draufgehauen hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand, dafür hatten Spieler und Trainer des FC Bayern bereits selbstkritisch eingeräumt: So toll war das jetzt nicht.

"Wir müssen das Spiel schon einordnen, wie es wirklich war", sagte Thomas Müller. Ja, es sei wichtig, einen guten Auftakt zu haben, und "3:1 zu gewinnen, ist erst mal positiv", aber: "Wir sind jetzt nicht im siebten Himmel." Tatsächlich ergänzte er noch: "Wir hatten auch ein bisschen Glück, dass Leverkusen nicht richtig rangekommen ist." In Wahrheit lag dies aber vor allem am Unvermögen der Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich, ihre vielen Torchancen zu nutzen.

"Ja, es ist wahr, wir haben nicht so gut verteidigt", bekannte auch Trainer Carlo Ancelotti, führte als mildernden Umstand allerdings an, dass es ja noch früh in der Saison sei. Dennoch: Ein wenig mehr Effizienz seitens der Leverkusener bei ihren 19 Torschüssen (die Bayern hatten nur 13), und das Spiel hätte ganz anders ausgehen können. "Es kotzt uns natürlich an, dass wir nichts mitgenommen haben", sagte Torschütze Admir Mehmedi (65.). 

An einem Abend der Premieren sahen die Münchner früh wie ein souveräner Titelverteidiger aus. 20-Millionen-Einkauf Niklas Süle erzielte nach einem Freistoß von Nulltarif-Transfer Sebastian Rudy den ersten Treffer (9.), 41,5-Millionen-Mann Corentin Tolisso nach einer verunglückten Faustabwehr von Leverkusens Trainer Bernd Leno den zweiten (19.). Doch danach sei erkennbar gewesen, "dass wir noch nicht an der Leistungsgrenze sind", sagte Süle.

Nach der Pause, die Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) wegen eines heftigen Unwetters über München auf 30 Minuten verlängert hatte, profitierten die Bayern von einer historischen Entscheidung: Zwar hatte Stieler im Strafraum "irgendwas wahrgenommen", aber dass Robert Lewandowski von Charles Aránguíz zu Boden gerissen worden war, bestätigte ihm erst Videoassistent Jochen Drees. Nach der Videobeweis-Premiere verwandelte Lewandowski sicher (52.).

Leverkusen ließ sich auch danach nicht entmutigen. Torhüter Sven Ulreich, der voraussichtlich zum vorerst letzten mal Manuel Neuer vertreten musste, hatte gut zu tun - und war auch gut. "Es ist noch viel Luft nach oben", betonte Neuzugang Süle, "wir müssen an ein paar Schrauben drehen." 

Auch Salihamidzic räumte immerhin noch ein, wenn auch ein bisschen widerwillig: "Es gibt sicher ein paar Dinge, die wir verbessern müssen."