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Auftakt der Frauen-Bundesliga: Internationaler Konkurrenzkampf verschärft

Am Samstag startet die Frauenfußball-Bundesliga in ihre 28. Spielzeit. Die deutsche Liga ist die stärkste in Europa, doch die Konkurrenz wächst.


Köln (SID) Trotz des EM-Debakel feiert der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Frauen-Bundesliga vor dem Start in ihre 28. Saison unermüdlich als "stärkste Liga in Europa". Ausgeglichen ist sie und deshalb spannend wie keine andere, heißt es immer wieder. 

Keine Liga schickte mehr Spielerinnen zur Europameisterschaft in den Niederlanden, betonte DFB-Präsident Reinhard Grindel und goss dennoch Wasser in den Wein: "Wir dürfen uns auch nicht ausbooten lassen. In England und Spanien wird viel investiert, weil von einer stärkeren Liga auch die Nationalmannschaften profitieren. Wir dürfen nicht stehen bleiben."

Denn 2017 rissen zwei bedeutende Serien des deutschen Frauenfußball: Die DFB-Frauen schafften es erstmals seit 1987 nicht ins EM-Halbfinale, und zum ersten Mal seit zehn Jahren stand keine deutsche Mannschaft im Finale der Champions League. Den Titel machten in diesem Jahr die beiden französischen Top-Klubs Olympique Lyon und Paris St. Germain unter sich aus. Für den deutschen Meister VfL Wolfsburg und Vize Bayern München war im Viertelfinale Schluss. 

Ein unglücklicher Zufall oder sinnbildlich für die Entwicklung in Europa? Bayern-Kapitänin Melanie Behringer beobachtet auch, dass "die europäische Spitze immer enger zusammenrückt". Die großen Vereine sind längst aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und haben den Frauenfußball für sich entdeckt.

Englische Vereine wie Manchester City und der FC Chelsea sowie Spaniens FC Barcelona sind bereit, wie zuvor nur Paris und Lyon hohe Summen für Spielerinnen auszugeben und ihnen entsprechende Gehälter zu bezahlen. Im Juni kündigten Juventus Turin und Real Madrid ebenfalls an, auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

Mit den Dimensionen der europäischen Konkurrenz können selbst die Lizenzvereine aus Wolfsburg und München nicht mithalten. "Wir müssen die Qualität in der Bundesliga halten, die Spielerinnen dürfen dann nicht abwandern. Ein klein bisschen ist die Tendenz zu sehen", mahnte Grindel und hatte gleich einen Lösungsvorschlag parat: "Wer nicht so viel Geld hat, muss schlauer sein als andere, wenn er im Konkurrenzkampf bestehen will."

Bundestrainerin Steffi Jones befürwortet die moderate Zahlungsbereitschaft der deutschen Klubs: "Ich finde es gut, dass die Vereine da nicht so ausarten, dass sie Spielerinnen so viel zahlen, nur damit sie bei ihnen spielen. Die Gehaltsstufen sind angepasst."

Titelverteidiger Wolfsburg musste kaum Abgänge verkraften und kann auf die nahezu unveränderte Double-Mannschaft der Vorsaison zählen. Deshalb sind der VfL und Bayern für die 44 Jahre alte Bundestrainerin im Rennen um die Meisterschale "weit vorne", Klubs wie der SC Freiburg und die SGS Essen "haben aber ganz tolle Nachwuchsarbeit betrieben" und können oben ein Wörtchen mitreden.

Die Mannschaft von VfL-Trainer Stephan Lerch startet am Samstag (14.00 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim in die Mission Titelverteidigung, die Münchnerinnen von Coach Thomas Wörle gastieren zum Auftakt bei der SGS Essen (14.00 Uhr/WDR).