Es mache dominant, mutig, steigere die männliche Libido: Über Testosteron gibt es viele Mythen. Die Wissenschaftlerinnen Rebecca Jordan-Young und Katrina Karkazis entkräften populäre Annahmen über das Hormon.
Ein Interview von Elisa von Hof
SPIEGEL: Frau Karkazis, Frau Jordan-Young, Ihr Buchtitel lautete im Original »Testosteron: Eine unautorisierte Biografie«. Das bedeutet: Es gibt auch eine autorisierte Biografie über das Hormon. Wie lautet die?
Katrina Karkazis: Testosteron hat den Ruf von Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Es kann dich auf der Karriereleiter ganz nach oben bringen, weil es dich mutig, technikaffin und genial macht. Gleichzeitig kann es dich ins Gefängnis katapultieren, weil es dich aggressiv, impulsiv und gewalttätig werden lässt. Und natürlich wird Testosteron als männliches Sexualhormon assoziiert. So ist Testosteron zum Inbegriff für Maskulinität geworden.
Rebecca Jordan-Young: Jeder Mensch kennt und akzeptiert diese Narrative. Sie werden und wurden auch von vielen sogenannten Experten gestützt. Das Problem ist: Dadurch wird vieles verdeckt. Und einige der Sachen, die wir bisher glaubten, sind falsch. Andere sind nicht falsch, aber irreführend.
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