Katja Eichinger über Angela Merkel, Mode und Politik "Wie damals, als man zum ersten Mal bemerkte, dass die Eltern Sex haben"
Die Mode-Expertin Katja Eichinger spricht über die Outfits der Kanzlerin und spekuliert darüber, wie wir uns nach der Coronakrise anziehen werden.
Ein Interview von Elisa von Hof
Katja Eichinger, Jahrgang 1971, studierte am British Film Institute in London und arbeitete als Journalistin für "Vogue", "Dazed & Confused" und die "Financial Times". 2012 veröffentlichte sie mit "BE" die Biografie ihres verstorbenen Mannes Bernd Eichinger. 2014 schrieb sie ihren ersten Roman. Ihr neuer Essayband "Mode und andere Neurosen" ist eine Renaissance für Eichinger: Ihre Masterarbeit schrieb sie über Mode - aber nicht über Trends, sondern über Filmkostüme der Fünfzigerjahre.
SPIEGEL: Wie geht es Ihnen, Frau Eichinger?
Eichinger: Jetzt ganz gut, aber letzte Woche hatte ich einen Lagerkoller. Da hab ich am Klavier gesessen und eine Panikattacke bekommen.
SPIEGEL: Und dann?
Eichinger: Habe ich versucht, mich zu beruhigen und die Situation zu akzeptieren. Ich habe mal einen Mann im Gefängnis interviewt, der sagte genau das: Man sollte alles hinter sich lassen und die aktuelle Situation als Normalität annehmen. Und jetzt versuche ich es genauso. Es klappt. Vielleicht hilft mir auch, dass ich schon als Kind lernen musste zu verzichten - ich habe Zöliakie, also Glutenunverträglichkeit. Da durfte ich auch nicht vor jeder Bäckerei über Kuchen nachdenken.
SPIEGEL: In Ihrem neuen Buch haben Sie sich aus soziologischer Perspektive mit Trends, Mode und Aussehen beschäftigt.Glauben Sie, Corona wird nachhaltig etwas an unserer Kleidung verändern?
Eichinger: Ja! In den vergangenen Jahren des Hyperkonsums haben wir ja gelernt, jede Frustration unseres Daseins mit Konsum zu therapieren. Das können wir aber gerade nicht und müssen daher lernen, Frust auszuhalten. Vielleicht ist das deshalb die Gelegenheit, dass sich die Fast Fashion Industrie, die ja nur auf schnelle Befriedigung zielt, verändert.
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