29 Namen stehen auf der Gedenktafel, die die Initiative „Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch" auf dem Vorplatz der Heilig-Kreuz-Kirche aufgestellt hat. Hinter ihnen verbergen sich 29 persönliche Geschichten, die ein trauriges Schicksal teilen: Alle 29 Personen gehörten zu denjenigen, die mit Beginn des 13. Dezembers 1941 aus ihrer Heimat vertrieben und in Ghettos oder Konzentrationslager deportiert wurden. Und sie alle lebten im Kreuzviertel; dem Ort, an dem heute, 80 Jahre nach dem Beginn dieses Verbrechens, an sie erinnert werden soll.
Karin Klas, die Gründerin der Initiative, hat am Sonntagabend zu einer Einweihungsfeier im kleinen Kreis geladen. Rund 40 Gäste sind der Einladung gefolgt. Sie zünden Kerzen an, legen Rosen an die Gedenkstele und lauschen andächtig, als Klas den Augenzeugenbericht der damals 14-jährigen Irmgard Heimbach Ohl verliest. „Von den 299 Personen, die aus Münster in die Lager verschleppt wurden, überlebten nur 24", erzählt Klas. Ihrer Initiative ginge es aber um mehr als nur diese trockenen Zahlen und Fakten: „Wir wollen die Menschen dahinter sichtbar machen."
Bereits im Jahr 2019 hatte „Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch" an verschiedenen Orten in Münster Gedenktafeln installiert. Auch damals wurden die Namen der betroffenen Personen verlesen. Nun jedoch soll diese Momentaufnahme in ein dauerhaftes Gedenken umgewandelt werden. „Die Stele soll die Erinnerung an den Holocaust wachhalten und sensibel machen für Diskriminierung, Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung", erklärt Karin Klas. Zudem sei es ihr wichtig, dass nicht länger von „Opfern" des Nationalsozialismus gesprochen werde. „Das war damals der erste Schritt zur Entmenschlichung, und es ist heute der erste Schritt, sich von ihnen als Menschen zu distanzieren." Aus diesem Grund haben die Mitglieder der Initiative, die zum Verein „Spuren finden" gehört, die Widmung auf der Tafel erneuert: Statt von Opfern ist nun von Menschen die Rede.
Den Standort für die Gedenkstele, ein kleiner Platz inmitten von Blumen und Büschen, habe sich Karin Klas ganz bewusst ausgesucht. Im Sommer, berichtet sie, träfen sich hier Leute, unterhielten sich oder machten ein Picknick. Sie wolle nicht zwingend einen Ort der stillen Andacht schaffen, sondern vielmehr eine lebendige, belebte Erinnerungsstätte. „Niemand muss unsere Tafel wahrnehmen. Aber es sollte immer möglich sein, dies zu tun."
Zum Original