Statt Mathe, Englisch oder Sport standen für die Schüler des Hansa-Berufskollegs Instagram, Fotografie und Cybermobbing auf dem Stundenplan. 100 Jugendliche erhielten im Rahmen eines „Smartcamps" die Möglichkeit, ihre Medienkompetenz auszubauen und unter Anleitung von Experten kreative Ideen zu verwirklichen.
„Wir Lehrer sind in diesem Bereich nicht gerade fit", gibt Schulleiterin Ute Berkemeier zu. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Schüler lernten, verantwortungsvoll mit digitalen Medien umzugehen.
Vor allem während der Pandemie war dies häufig nicht der Fall. Die krankhafte Nutzung von Computerspielen bei Kindern und Jugendlichen stieg in dieser Zeit um 52 Prozent, berichtet Projektmitarbeiter Tobias Lucas. Das Thema Gaming, vor allem im Zusammenhang mit Glücksspiel und riskanten In-App-Käufen, stand deshalb am Dienstag während der Eröffnung des Camps im Vordergrund.
Im Anschluss durchliefen die Schüler mehrstündige Workshops zu Themen wie Streaming oder Musikproduktion. Hier erarbeiteten sie Strategien, um ihre Bildschirmzeit zu reduzieren, erfuhren, wie sich mit Podcasts Geld verdienen lässt, und setzten sich mit der Scheinwelt der sozialen Medien auseinander. Auch der praktische Teil kam nicht zu kurz: In Kleingruppen erstellten die Teilnehmer eigene Musikstücke oder zogen mit Kameras durch das Schulgebäude, um sich im Fotografieren zu üben.
Bei den Schülern stieß die Aktion auf durchweg positive Resonanz. Das Camp sei eine „echt coole Sache", betont Tim Hambrock, der eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann absolviert. „Hier lernt man Dinge, die in der Schule sonst wenig Beachtung finden."
Hinter den Smartcamps steckt das Bonner Startup BG3000, welches die Veranstaltungen seit 2015 organisiert. Ziel des Projekts sei es, junge Menschen für die Gefahren moderner Medien zu sensibilisieren, ohne mit erhobenem Zeigefinger auf sie zuzugehen. „Trockene Themen wie Bildrechte und Datenschutz lassen sich auch auf coole Art und Weise vermitteln", meint Lucas.
Mit dem bisherigen Erfolg der Camps sind die Initiatoren und Unterstützer sehr zufrieden. Dennoch planen sie bereits das nächste Projekt: Langfristig soll ein Angebot für Eltern auf den Weg gebracht werden. Hier gebe es noch deutlich mehr Nachholbedarf als bei Kindern und Jugendlichen, sind sich die Veranstalter einig.
Zum Original