Ein kreatives Projekt in der Kita Mainglöckchen in Frankfurt soll die Folgen der Pandemie für den Nachwuchs abfangen.
Mehr als zwei Jahre ist es nun her, dass es in Deutschland den ersten Corona-Fall gab. Seitdem bestimmt das Virus unseren Alltag - den der Erwachsenen, aber auch den der Kinder. Diejenigen, die heute eine Kindertagesstätte besuchen, haben beinahe ihr halbes Leben in der Pandemie verbracht. Ihre Betreuer:innen kennen sie nur hinter einer Maske, externe Angebote waren lange Zeit rar, Kontakte zu anderen Kindern soweit wie möglich eingeschränkt. „Wir waren wie in einer Blase", meint Julia Horn, die die Kita Mainglöckchen an der Mainzer Landstraße leitet.
Als sie im September 2021 die Einladung erhielt, an einem Tanzprojekt für Kinder teilzunehmen, musste Horn nicht lang überlegen. Denn neben sozialen Kontakten fehle es den Kindern vor allem an Bewegung, berichtet sie. Das gemeinsame Projekt der Crespo Foundation und der Tanzplattform Rhein-Main kam deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt.
„Moove On!" nennt es sich und soll als niedrigschwellige Sofortmaßnahme gegen den Corona-Blues in den Betreuungseinrichtungen helfen. Dazu kooperieren die Organisator:innen mit professionellen Tänzer:innen, die über mehrere Monate Kleingruppen von Kindern besuchen. In kurzen Unterrichtseinheiten erhalten sie die Möglichkeit, erste Tanzerfahrungen zu sammeln und sich gemeinsam mit anderen kreativ auszuleben.
Anspruchsvolle Choreografien oder gar eine Abschlusspräsentation gebe es dabei nicht, erklärt Ekaterine Giorgadze von der Tanzplattform Rhein-Main. Vielmehr sollen die Kinder Vertrauen aufbauen, ihre Persönlichkeit stärken und Spaß an Bewegung entwickeln, all das in einer geschützten Atmosphäre und frei von Leistungsdruck.
„Der Spaß steht im Vordergrund", betont auch Hanna Knell, die das Projekt von Seiten der Crespo Foundation betreut. Bei den fünf Kindern der Ameisengruppe, die am Donnerstag eine Tanzstunde besuchen, scheint die Aktion gut anzukommen. Während des 45-minütigen Kurses mit Tänzerin Raimonda Gudaviciute kichern und lachen sie die meiste Zeit über so laut, dass man die Musik im Hintergrund kaum noch verstehen kann. Julia Horn steht die Freude darüber ins Gesicht geschrieben: „Es ist eine riesige Bereicherung", lobt sie das Projekt.
Nicht nur die Kinder profitieren von den Tanzstunden, auch das Personal in den Kitas wird entlastet und sammelt neue Ideen für den Gruppenalltag. Die teilnehmenden Tänzer:innen, deren Auftritte und Engagements während der Pandemie oft abgesagt wurden, erhalten durch das Honorar eine finanzielle Unterstützung.
Zudem werden Raimonda Gudaviciute und ihre Kolleg:innen während der gesamten Laufzeit des Projekts von der Tanzplattform Rhein-Main betreut. Gemeinsam mit anderen Tänzer:innen können sie ihre Erfahrungen Revue passieren lassen und sich über das Erlebte austauschen.
Der große Wunsch der Initiator:innen, den Kindern das Tanzen nahezubringen, hat sich schon jetzt erfüllt. Während der Winterpause des Projekts sei das erste Kind in einer Tanzschule angemeldet worden, erzählt Julia Horn glücklich. Auch sonst stoße die Aktion auf ausgesprochen positive Resonanz. „Obwohl unsere Kooperation durch Corona entstanden ist, hat sie auch darüber hinaus Potenzial", meint Hanna Knell.
Bis Ende 2022 sollen insgesamt drei Projektphasen verwirklicht und fünf neue Tänzer:innen eingestellt werden. Die Kinder der Ameisengruppe wird das sicherlich freuen.