Black Widow alias Natasha Romanoff gehört bereits seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 2010 zu den beliebtesten Charakter*innen des Marvel Cinematic Universe. Kein Wunder - schließlich überzeugt ihre Figur durch Witz, Kampfgeist und jede Menge Power. Über die früheren Jahre der Agentin war bisher jedoch wenig bekannt. Das soll sich jetzt ändern: Mit dem Erscheinen von "Black Widow" werden die Fans mehr über Natashas tragische Vergangenheit erfahren. In 134 hochspannenden Minuten kommt die Person hinter der unberechenbaren Kämpferin langsam zum Vorschein, zeigt sich mal mehr, mal weniger offensiv. "Black Widow" unterscheidet sich dabei von anderen Marvel-Filmen, in denen sich meist männliche Pro- und Antagonisten erbitterte Materialschlachten liefern. Regisseurin Cate Shortland ("Lore", "Berlin Syndrom") setzt in ihrem Prequel zu "Avengers: Endgame" hingegen auf starke Heldinnen, strategische Nahkampfszenen und eine gewisse Dosis Verletzlichkeit, welche aus Romanoff und ihren Mitstreiter*innen nahbare, tiefgründige Persönlichkeiten macht. Der Film ist an einigen Stellen überraschend sanft, legt den Fokus auf Emotionen, einige Male fließen Tränen. Kombiniert mit actiongeladenen Verfolgungsjagden und brutalen Auseinandersetzungen, an denen es Black Widow ebenso wenig mangelt, ergibt sich im Gesamtbild ein filmisches Kunstwerk, das nicht nur eingefleischte Marvel-Fans überzeugen wird.
Neben der altbekannten Protagonistin Black Widow tauchen im Film auch mehrere neue Charaktere auf. Einer von ihnen ist der “Red Guardian”, das russische Äquivalent zu Captain America. Wenn auch etwas in die Jahre gekommen, verfügt der von “Stranger-Things”-Darsteller David Harbour verkörperte Held über große Ambitionen. “In seinem aktuellen Zustand würde Captain America den Red Guardian in einem Kampf komplett zerstören”, gesteht Harbour im Interview. “Dennoch hat er einige gute Qualitäten: Ein großes Herz beispielsweise, und einen unbeugsamen Geist. Er versucht immer, sein Bestes zu geben.” Die Beschäftigung mit diesen Eigenschaften beeinflusste David Harbour auch außerhalb des Sets: Durch seine Figur lernte der Ehemann der zweifachen Mutter Lily Allen viel darüber, was es heißt, ein guter Vater zu sein. Sowohl die Arbeit an “Black Widow” als auch seine Rolle als Chief Hopper in der Netflix-Serie “Stranger Things” hätten seinen Wunsch nach einer Familie gestärkt. “Als Schauspieler habe ich lange ein rastloses, nomadisches Leben geführt. Umso schöner ist es, jetzt mehr Zeit mit Menschen verbringen zu können, die dich wirklich verstehen und unterstützen.” Die Verkörperung eines unerwartet ambivalenten Heldens war jedoch nicht die einzige Herausforderung, die Harbour bewältigen musste: In der englischen Originalfassung des Films spricht der Red Guardian mit einem gekonnten russischen Akzent. “Das war wirklich nicht einfach”, gibt der 46-Jährige zu. “Ich habe mir viele Aufnahmen angehört, Filme geschaut und mit einem Dialektcoach gearbeitet. Die russische Sprache enthält mehrere Laute, deren zugehörige Teile des Sprechapparats wir Amerikaner*innen überhaupt nicht benutzen. Bei mir hat das manchmal dazu geführt, dass ich in einen komischen italienischen Akzent gerutscht bin.”
Auch O-T Fagbenles Figur Rick Mason feiert in “Black Widow” ihre Premiere. Allerdings erfahren die Zuschauer*innen zunächst nicht allzu viel über den mysteriösen Agenten, der Natasha während ihrer Zeit im norwegischen Exil unterstützt. “Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch mehr von ihm sehen werden”, so der britische Schauspieler. Im Gespräch berichtete Fagbenle ebenfalls davon, wie sehr ihn die Zusammenarbeit mit Scarlett Johansson, ihrer Filmschwester Florence Pugh und Regisseurin Cate Shortland beeindruckt hat: “Ich hätte nie gedacht, dass ich mal an diesen Punkt gelangen würde.” Den Film selbst kann der 40-Jährige uneingeschränkt empfehlen. Die klugen Köpfe hinter dem riesigen Marvel-Universum seien besonders gut darin, Menschen bis zum letztmöglichen Augenblick im Dunkeln zu lassen und sie schlussendlich mit unvorhergesehenen Kehrtwendungen zu überraschen. In “Black Widow” ist ihnen dies wieder einmal ausgezeichnet gelungen. Die Geschichte rund um Natashas Familie, welche im Laufe des Films wieder zueinander findet, sei “brilliant” umgesetzt und würde bei den Zuschauer*innen Empathie sowie ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl auslösen. Fagbenles Kollege David Harbour stimmt ihm zu: Die finale Version des Films habe ihn “umgehauen”. “Obwohl ich selbst vor Ort war, habe ich keine Ahnung, wie Marvel diese enormen Szenen produziert.” Noch viel wichtiger sei ihm allerdings die Message, die Black Widow zugrunde liegt: Shortland’s Werk sage viel über Frauen und das Leben im Allgemeinen aus. “Ich war ziemlich bewegt”, resümiert der Stranger-Things-Star.
Auch wir können uns dem Lob der Schauspieler nur anschließen: “Black Widow” ist eine faszinierende Produktion, mit Szenen, in denen man das Atmen vergisst und solchen, für die man dringend Taschentücher braucht. Nicht nur die prominenten Darsteller*innen überzeugen durch großartige Leistungen, auch die eindrucksvolle Filmmusik des Schotten Lorne Balf verhilft der Geschichte zu ihrem unvergleichlichen Charakter. Der 24. Marvel-Streifen ist damit ein Kandidat für die ganz große Leinwand, den Kinofans unter euch auf keinen Fall verpassen sollten.