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Den Gedanken weiter geben

Der Natur und Umwelt zuliebe steigt die Leiterin der Umweltstadtion der Jugendsiedlung Hochland, Katharina Horvat, gerne mal aufs Fahrrad, wie hier im Buchenhecken-Labyrinth auf dem Gelände in Königsdorf. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Umweltstation vermittelt das Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil - schon seit mehr als 20 Jahren


Mitten im Wald zwischen Königsdorf und Bad Tölz liegt die Jugendsiedlung Hochland. Das 31 Hektar große Gelände ist von einem Landschaftsschutzgebiet umgeben und grenzt an das Naturschutzgebiet Isarauen. Ein idealer Ort, um Natur unmittelbar zu erleben. Unter dem Motto "Vielfalt schätzen - Schöpfung bewahren - Menschen bewegen" leistet die Umweltstation des gemeinnützigen Jugendsiedlung-Vereins seit mehr als 20 Jahren einen wertvollen Beitrag, um besonders Kindern und Jugendlichen aber auch Familien, Jugendleitern und Bildungsverantwortlichen das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen zu vermitteln.

Für diese Arbeit ist die Jugendsiedlung Hochland am Donnerstag mit dem Umweltpreis 2017 des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen ausgezeichnet worden. Für Katharina Horvat, die Leiterin der Umweltstation, ist diese Auszeichnung vor allem ein Beweis, "dass wir auf dem richtigen Weg sind." Der jährlich vom Landratsamt in Bad Tölz vergebene Preis sei besonders für die Mitarbeiter der Einrichtung eine wertvolle Motivation. Außerdem stärke so ein Preis die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.


Seit elf Jahren gibt Katharina Horvat gemeinsam mit dem Team der Umweltstation den Naturschutzgedanken weiter, der ihr selbst sehr am Herzen liegt. "Es ist schön mit anderen zu teilen, was für einen selbst oft schon selbstverständlich geworden ist." Aktionen wie das gemeinsame Pizzabacken im Holzofen oder geleitete Streifzüge durch das Naturschutzgebiet sollen den Teilnehmern die Begeisterung und das Bewusstsein für die Ressourcen und Werte der Umwelt näher bringen.

In einem Labyrinth aus Buchenhecken zum Beispiel, das von oben aussieht wie ein Fußabdruck, kann jeder für sich testen, wie umweltbewusst er durchs Leben geht. An den Weggabelungen warten Fragen zu Wasserverbrauch, Plastikverpackungen oder dem Handyverschleiß. Darunter je drei Antwortmöglichkeiten. Statt A, B, oder C wählt man Frosch, Eichhörnchen oder Rotkehlchen und bahnt sich so den Weg durch das Buchenheckenlabyrinth. Manchmal landet man in einer Sackgasse, wo ein Hinweisschild beispielsweise erklärt, wieso es wertvolle Ressourcen verschwendet, wenn man oft das Smartphone wechselt. Dieser ökologische Fußabdruck, der mit dem Deutschen Klimapreis ausgezeichnet wurde, entstand im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit Schülerinnen des Gymnasiums Hohenburg bei Lenggries.


Mit Projekten wie diesem wächst das vielfältige Angebot in Königsdorf stetig weiter. Und auch das Gesicht der Jugendsiedlung wandelt sich stetig. So wurde der Ostteil der Verwaltungs-, Seminar und Speiseräume anfang des Jahres energetisch saniert und barrierefrei gestaltet. "Für den Westteil steht das auch noch an", sagt Horvat. Viele Schritte in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit hat der Verein bereits umgesetzt. So bezieht die Jugendsiedlung ihren Strom zu hundert Prozent aus Wasserkraft, das Übernachtungs- und Tagungshaus wird mit einer Hackschnitzelanlage beheizt - das Holz wächst im eigenen Wald oder kommt von regionalen Zulieferern. Das Wasser für die Dusche auf dem Zeltplatz wärmt die Solaranlage, gefahren wird ausschließlich mit Elektroautos. Eine Pflanzenkläranlage reinigt das gesamte Abwasser auf biologische Weise.

Mit ihrer Gründung im Jahr 1996 gehört die Umweltstation in Königsdorf zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Bayern. Die Jugendsiedlung, deren Entstehung bereits ins Jahr 1950 zurück geht, steht neben dem Engagement und Bildungsangebot im Umweltbereich noch auf zwei weiteren Säulen: So können auf dem Gelände Kinder und Jugendliche im Schlafhaus, in Blockhäusern, in Hütten oder auf dem Zeltplatz übernachten und bekommen auf Wunsch saisonale und regionale Verpflegung.


Seit dem Jahr 1993 verleiht der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen den Umweltpreis an Initiativen und Projekte, die sich für Themen rund um den Umwelt- und Naturschutz sowie für die Erhaltung von Lebensräumen stark gemacht haben. Bedingung für die Bewerber ist dabei die regionale und landkreisweite Wirksamkeit der Initiativen, die zudem nicht länger als zwei Jahre zurückliegen dürfen. Bis zum 31. März diesen Jahres konnten sich alle praktischen, organisatorischen und publizistischen Aktivitäten auf dem gesamten Gebiet des Natur- und Umweltschutzes, der Landschaftspflege und Erholungsvorsorge, des Immissions-, Gewässer-, Bodenschutzes sowie der Abfallbeseitigung bewerben. Über die Vergabevorschläge beriet der Ausschuss für Umwelt und Infrastruktur in einer nicht öffentlichen Sitzung. Kriterien bei der Auswahl sind unter anderem Art, Dauer und Erfolg der Maßnahme. Bewertet werden auch Originalität, zeitlicher und finanzieller Einsatz sowie erzieherische und pädagogische Wirkung auf die Teilnehmenden und die Öffentlichkeit. Üblicherweise kürt das Landratsamt nicht nur einen Preisträger, sondern zeichnet mehrere Organisationen und Projekte aus. Am Donnerstagabend überreichte Landrat Josef Niedermaier im Landratsamt die Auszeichnung an alle vier Preisträger sowie ein Preisgeld von 1500 Euro an den Holzmarkt Sutter, das Zentrum für Umwelt und Kultur und die Jugendsiedlung Hochland. Dass der Isartalverein lediglich geehrt wurde, war vom Umweltausschuss im Vorfeld beschlossen worden. ews

Mehr als 50 000 Übernachtungen zählt die Jugendsiedlung pro Jahr. Außerdem gehört die Jugendbildungsstätte mit rund 500 Seminaren jährlich zum Angebot des Vereins. Die Hälfte ist ein Angebot der Umweltstation.


Dass die Erlebnisse und Eindrücke aus der Umweltstation bei den Teilnehmern etwas bewirken, bekommt Katharina Horvat beispielsweise bei den zweiten Klassen der Karl-Lederer-Schule in Geretsried mit. Einmal die Woche machen die Schüler in der Jugendsiedlung draußen Unterricht. Mathe, Deutsch, Heimat- und Sachkunde, alles Inhalt des Lehrplans. Nur eben mit und in der Natur. "Da merkt man Veränderungen übers Schuljahr hinweg. In den Rucksack wandern im Laufe der Zeit weniger Süßigkeiten und mehr praktische Dinge, wie Thermosflaschen", sagt Horvat.

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