Elena Matera

Journalistin (Wissenschaft & Gesellschaft), Berlin

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Plastik per Chemie recyceln: Fortschritt oder Greenwashing?

In einem Industriegebiet südlich von Leipzig, direkt neben einem ausgedehnten Kohletagebau, wollen Oliver Borek und sein Arbeitgeber das Plastikmüll-Problem lösen. „Aktuell werden Plastikabfälle aus der schwarzen Tonne und auch Kunststoff aus dem Gewerbemüll verbrannt", sagt Borek, Chief Commercial Officer bei der britischen Firma Mura Technology und fügt hinzu: „Wir werden beides recyceln."

Mit dem US-Chemiekonzern Dow Chemical will Mura Technology in dem Örtchen Böhlen eine Anlage bauen, wie es sie in Europa noch nicht gibt. Mehr als 100 Mitarbeiter sollen ab 2025 pro Jahr aus 120.000 Tonnen Kunststoffabfällen, die sonst in der Müllverbrennung landen würden, Wertstoffe machen.


Der Bedarf für einen neuen Umgang mit Plastik ist groß. Wer denkt, dass die gut 12 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in Deutschland aus Haushalten und Unternehmen etwa über die Gelbe Tonne vollständig wiederverwertet werden, irrt sich gewaltig. Ins heimische Recycling wandern bisher nur 41 Prozent des Materials. Fünf Prozent, ganze 700.000 Tonnen, wurden 2021 ins Ausland exportiert, etwa nach Malaysia, in die Türkei oder nach Polen.

Und ganze 53 Prozent des Plastikabfalls landen noch immer in der Einbahnstraße der Müllverbrennung. Dort entsteht zwar Strom - aber das Plastik wird dabei in das Treibhausgas Kohlendioxid verwandelt und ist als Wertstoff verloren. Das gängige Recyclingverfahren besteht darin, Plastikabfälle zu zerschreddern. Dabei entsteht ein Pulver oder Granulat. Der Kunststoff bleibt in seinem chemischen Aufbau erhalten. „Mechanisches Recycling" wird der Prozess daher genannt.


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