Wie Menschen in Warschau den Aussicht auf Machtwechsel erlebt haben.
Donald Tusk muss mitten in der Ansprache sein Sakko ausziehen, im mit Partei-Anhängern und Journalisten vollgestopften Saal ist es heiß geworden. "Heute bin ich der glücklichste Mensch der Welt", ruft der polnische Oppositionsführer. "Wir haben die Demokratie und Freiheit zurückgewonnen."
Eben noch hatte aus den Lautsprechern ein polnischer Schlager die Anwesenden des Wahlabends von Tusks Bürgerkoalition (KO) daran erinnert, dass man an Träumen und Hoffnungen festhalten muss. Dann wurde mit dem Ende der Wahlstille um 21 Uhr die Prognose des Meinungsforschungsinstituts Ipsos veröffentlicht, basierend auf Umfragen vor den Wahllokalen. Und nun darf Tusk wenige Minuten später verkünden, dass die Hoffnungen der polnischen Opposition wohl nicht vergebens waren. Sollten die am Sonntagabend veröffentlichte Prognose stimmen, erfüllt sich der Traum, Jarosław Kaczyńskis PiS-Partei nach acht zunehmend autoritären Jahren an der Macht abzulösen. Denn Tusks Bürgerkoalition (31,6 Prozent) könnte dann mit dem christlich-konservativen Dritten Weg (13 Prozent) und dem Linksbündnis Lewica (8,6 Prozent) eine regierungsfähige Koalition bilden.
Zwei Stunden vor Bekanntgabe dieser Prognose steht Familie Maciejewski vor einer zum Wahllokal umfunktionierten Warschauer Grundschule...
Zum Original