Anti-Flag, Soundtrack meiner Dorfjugend. Ich habe die politisierenden Songtexte gar nicht richtig verstanden, aber Bush war scheiße, das sah man seinem Gesicht schon in der Tagesschau an.
Heute, zwölf Jahre und ein Politikstudium später, brennt die Welt und alles ist scheinbar viel schlimmer geworden. Wie wütend müssen da Anti-Flag mittlerweile sein? Ich erwarte also zwei erzürnte Krieger zu treffen – und werde überrascht: "Komm herein in mein Büro", winkt mich ein ansteckend gut gelaunter Justin Sane in den wohnzimmerartigen Interviewraum einer Berliner PR-Agentur. Ich versuche ihm ein zynisches konsumkritisches Statement zu entlocken und deute auf den festlich geschmückten Weihnachtsbaum in der Ecke. Verlogener Kitsch? Er winkt ab. "Weihnachten ist prima. Man beschenkt Leute, die man mag und sieht seine Familie, das ist doch toll." Also gut. Nun bin ich auch weniger kämpferisch gestimmt und stelle meine Fragen. Justin Sane antwortet ausufernd, bestens informiert und wirkt einfach grundsympathisch.
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