Dresden - Autofahren in Dresden könnte in naher Zukunft ganz entspannt werden: Selbstfahrende Autos sollen schon bald die Stadt erobern!
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (46, CSU) hat Dresden und bundesweit fünf weitere Städte als künftige Testgebiete ausgewählt! Autobauer könnten dann unsere Straßen für die Gefährte der Zukunft nutzen - ganz nach der Devise: Lenken und lenken lassen! Im Fokus stehen dabei untereinander vernetzte Autos. Konkret soll in Dresden ein innerstädtisches Testfeld für automatisiertes und vernetztes Fahren eingerichtet werden.
Minister Dobrindt erklärt: "Ich will den Erfolg unseres digitalen Testfelds Autobahn auf der A9 auf Städte ausweiten. Automatisiertes Fahren soll nicht nur im Labor, sondern im Realverkehr entwickelt werden. Dazu wollen wir Straßen in den Innenstädten mit Sensorik und neuen Mobilfunktechnologien ausstatten."
Der Bund will dafür 80 Millionen Euro bereitstellen.
Bis spätestens 2020 sollen die ersten Autos durch die Innenstadt rollen, bei denen der Fahrer zum Passagier wird und Hände und Füße von Lenkrad und Pedalen lassen kann. So ähnlich geht's wohl bald auf Dresdens Straßen zu: Google hat in den USA autonom fahrende Pkws im Test. Sie sind allerdings nicht untereinander vernetzt.Die Schlüsseltechnologie dafür wird bereits an der TU Dresden entwickelt: Der 5G-Funkstandard, Nachfolger des aktuellen Handy-netzes 4G. Professor Frank Fitzek, Inhaber des Telekom-Stiftungslehrstuhls für Kommunikationsnetze, zu MOPO24: "5G wird ein Kommunikationsnetz mit geringer Verzögerung sein."
Heutige Netze sind noch zu langsam, um Autos in Echtzeit zu verbinden. Und ohne Netz klappt's auch nicht: "So wie Google und Tesla es derzeit versuchen, wird es gar nicht funktionieren, da es keinen Sensor gibt, der um die Ecke schauen kann - das Netz kann um die Ecke schauen." Das 5G-Netz soll so Autos schon früh vor Hindernissen warnen, Abstände zu anderen Pkw übermitteln, Parkplätze anzeigen und Stauwarnungen verschicken. Laut Fitzek ist das Netz für einen Praxistest einsatzbereit. Auch der in Dresden produzierende Chiphersteller Infineon profitiert von der zukunftsweisenden Technik, rüstet bereits das Pilotprojekt auf der A9 mit aus.
"Sensoren, Controller, Leistungselektronik und Sicherheits-Chips von Infineon machen diese Entwicklung möglich. Die Mikroelektronik ist Schlüsseltechnologie für automatisiertes und vernetztes Fahren", so Dr. Reinhard Ploss (60), Vorstandsvorsitzender bei Infineon. In der Gläsernen Manufaktur sollen ab 2017 wieder Autos gefertigt werden. Ob sie automatisiert fahren können, ist offen. Auch Volkswagen Sachsen könnte sich an den Testfahrten beteiligen, hält sich mit konkreten Plänen allerdings noch zurück.Immerhin: Im kommenden Jahr soll in der Gläsernen Manufaktur die Produktion eines elektrischen Fahrzeugs starten. Ob das Auto für vernetztes oder autonomes Fahren gerüstet sein wird, ist offen. Der Forschungs-Chef von Volkswagen, Prof. Jürgen Leohold (62), hatte selbstfahrende Autos kürzlich bei einem Interview in Dresden als zukunftsweisende Technologie bezeichnet, die den Markt verändern werde.
"Wir führen aktuell intensive Gespräche mit der Stadt Dresden zu unterschiedlichen Themen, die wir gemeinsam anpacken wollen. Eines dieser Themen ist auch das autonome Fahren im Stadtgebiet", so Gunter Sandmann, Sprecher von Volkswagen Sachsen. Die Stadt nimmt die Pläne übrigens mit großem Interesse wahr. Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (39, Grüne): "Die Landeshauptstadt verfügt dank modernster Steuerungstechnik über eine verlässliche Datenbasis. Von den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor Ort wird das Thema wissenschaftlich auf höchstem Niveau begleitet. Wir verfolgen gespannt die nächsten Schritte."
Fotos: dpa, imago und Daimler AG